Planta incognita salisburgensis

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
Oliver Stöhr
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Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 5. Januar 2018, 14:31

Hallo zusammen,

ich stehe vielleicht gerade auf der Leitung, aber was kann das für eine Pflanze sein?

Fundort: Salzachau in Salzburg-Süd (Siedlungsnähe!), 1 vegetatives Ind.
Funddatum: 3.9.2015
Blätter wechselständig
Blattspreite: 10-15 cm groß, ganzrandig, kahl (nur Rand schwach behaart), etwas ledrig, aber wohl sommergrün, oberhalb der Mitte am breitesten.
Blattstiel (1-2 cm) und Knospen weißlich behaart, Triebe aber kahl und leicht verholzt

Sicher eine verwilderte Gartenpflanze, aber welche?

Danke für alle Tipps!

Viele Grüße
Olver
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Trieb mit Blattoberseiten; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Trieb mit Blattunterseiten; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Blattaderung im Durchlicht; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Georg Pflugbeil
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Re: Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Georg Pflugbeil » Samstag 6. Januar 2018, 21:19

Hallo Oliver,
leider komme ich auch auf kein Ergebnis:
- Prunus sp.: diese haben gezähnte Blattränder
- Amelanchier sp.: diese ebenfalls
- Lonicera sp.: diese haben gegenständige Blätter
- Frangula alnus: nicht behaart

Ich vermute eine Rosaceae, finde aber nix passendes.
lg, Georg

Oliver Stöhr
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Re: Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 6. Januar 2018, 22:23

Hallo Georg,

danke für deine Rückmeldung. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, um welche Art es sich handelt, möchte aber die Spannung im Forum noch etwas aufrecht erhalten und inzwischen weiterführende Recherchen anstellen.

Ein kleiner Tipp für alle mitfiebernden Rätselfreunde: Wenn sich meine Auffassung bestätigt, so wäre das ein interessanter (Erst-)Fund eines "exotischen", aber zuweilen kultivierten Gehölzes ...

Viele Grüße aus Lienz
Oliver

Oliver Stöhr
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Re: Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 8. Januar 2018, 20:52

Liebe alle,

ich darf nun die Katze aus dem Sack lassen und meine Auffassung dieser Pflanze vorstellen:

Nach Recherchen und Abgleich mit Internet und Literatur handelt es sich um ein vegetatives Individuum von Magnolia kobus (Kobushi-Magnolie), die ursprünglich aus Ostasien stammt, aber bei uns nicht selten kultiviert wird. Bei diesem Fund dürfte es sich um einen der ganz wenigen adventiven Nachweise einer Magnolie in Mitteleuropa handeln, für Österreich womöglich der erste Adventivnachweis der Gattung Magnolia überhaupt.

Kenntlich ist diese Art durch die charakteristischen, verkehrt einförmigen, relativ großen sommergrünen Blätter, die nur an den Stielen und unterseits an den Nerven behaart sind, sowie an den seidig behaarten Knospen. Gegenüber ähnlichen Magnolien ist sie dadurch eindeutig geschieden. Dass es eine Magnolie ist, kann man an den Trieben sehen, die bei den Blattstielansatzen einen schmalen Ring um den Trieb herum aufweisen.

Im digitalen Baumkataster ist ersichtlich, dass diese Magnolienart etwa im nahen Hellbrunnerpark kultivert wird (vgl. https://www.stadt-salzburg.at/internet/ ... direct=404), sodass der Samen für diese Verwilderung ev. von dort stammt. Die Luftlinie vom Wuchsort Hellbrunn zu dem Adventivstandort beträgt nur rd. 700 m, diese Distanz schaffen Vögel ganz locker ...

Ob der Adventivstandort übrigens heute noch existiert ist fraglich, da er im Bereich der zwischenzeitlich umgesetzten Gewerbegebietserweiterung "Maco-Porsche" nahe der Alpenstraße lag ...

Viele Grüße
Oliver

Peter Pilsl
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Re: Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Peter Pilsl » Dienstag 9. Januar 2018, 08:09

Liebes Forum,
Danke für die Auflösung des Rätsels...
Eine weitere Veröffentlichung einer Magnolia-Verwilderung (Magnolia x soulangiana) wurde von Pflugbeil & Moosbrugger 2016: Floristische Besonderheiten in der Stadt Salzburg und ihren Umlandgemeinden.- Mitt. Haus der Natur 2016: 58-71 publiziert. Diese Bestimmung ist aber möglicherweise kritisch zu bewerten, da in der Nähe des Fundortes eine baumförmige Magnolie wuchs, die möglicherweise ebenfalls M. kobus sein könnte. Das ist aber erst bei blühenden Pflanzen im Frühjahr nachzuprüfen.
Die Magnolie verwildert hier beim Schloß Mirabell in zahlreichen bereits bis über 1 Meter hohen Pflanzen in Ritzen der ehemaligen Befestigungsmauer. Aufgrund des Standortes ist jedoch nicht mit einer Enbürgerung zu rechnen, da die Mauern aus konservatorischen Gründen regelmäßig entbuscht werden.
Ein Belegfoto anbei.

Grüße aus Salzburg
Peter
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Peter Pilsl
SABOTAG

Oliver Stöhr
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Re: Planta incognita salisburgensis

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 9. Januar 2018, 20:00

Hallo Peter,
die Publikation von Georg und Karin habe ich heute erst gesehen und dabei festgestellt, dass sie auch einen Adventvnachweis einer Magnolie anführen; sorry, dass ich da etwas voreilig mit meiner Einschätzung der Erstfundes der Gattung Magnolia war ...
Aber immerhin ist es ein weiterer der sicherlich wenigen Funde dieser Gehölzgattung in Mitteleuropa und von daher schon bemerkenswert, da bekanntermaßen die Gattung trotz regelmäßiger Kultivierung kaum verwildert ...
Viele Grüße
Oliver


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