Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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MichaelB
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Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon MichaelB » Mittwoch 28. März 2018, 16:41

servus miteinander,

zurzeit sind viele Rasenstreifen entlang der Straßen gelb gesprenkelt, häufig von Scharbockskraut, teilweise aber auch von Goldsternen. Nachdem ich schon vor einigen Jahren die behaarten Blütenstiele gesehen habe, war mir klar, das ist der Acker-Goldstern, Gagea villosa. Heute habe ich mir einmal den Bestand bei der Tramstation Schloss Schönbrunn genauer angesehen, und siehe da, bei der Mehrzahl der Pflanzen sind die Blütenstiele kahl, nur bei einigen dicht flaumig. Das sind also verschiedene Arten! Weiters fällt von oben die unterschiedliche Form der Sterne auf: Manche mit ganz schmalen Perigonblättern, andere mit breiten. Das korreliert aber nicht mit der Behaarung. Auch bei den eindeutig flaumigen G. villosa gibt es sowohl welche mit ganz schmalen und mit breiten Blütenblättern, bei den kahlen detto. Bei den letzteren hätte ich Gagea pratensis vermutet, aber die Stengelblätter sind gegenständig und überragen den Blütenstand kaum. Damit wäre ich bei der Unterart transversalis, die aber im Gebiet der Exkursionsflora fraglich ist? Irgendwo meine ich schon einmal gelesen zu haben, in Wien komme G. pratensis recht verbreitet vor. Hat jemand diese subruderalen Wiener Gagea-Vorkomme schon einmal untersucht? Für eine gute Bestimmung müsste ich wohl die Zwiebeln ausgraben, aber die Passanten haben sich wohl so schon genug gewundert, was ich da am Boden mit Kamera und Lupe suche. Weit weg ist es nicht, vielleicht wage ich mich ja am Abend oder morgen früh nochmals raus und nehme ein Grabwerkzeug mit :)

LG, michel
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Stefan Lefnaer
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Re: Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 28. März 2018, 16:53

Lieber Michael,

ich würde das, was ich 2017 im Wasserpark und am Jedleseer Friedhof gefunden habe, durchaus für G. pratensis subsp. transversalis halten:

http://flora.lefnaer.com/cgi-bin/photosearch.pl?action=SPECIES;name=Gagea%20pratensis%20subsp.%20transversalis
http://herbarium.univie.ac.at/database/detail.php?ID=1209025

Ich glaube das ist bisher einfach oft nicht unterschieden worden.

Schöne Grüße
Stefan

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MichaelB
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Re: Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon MichaelB » Mittwoch 28. März 2018, 17:15

Lieber Stefan,
vielen Dank für die rasche Antwort, das sieht schon ähnlich bzw. gleich aus. Gagea pusilla dürfte als Trockenrasenart an diesem sicher ausgesprochen nährstoffreichen Standort doch eher unwahrscheinlich sein, nehme ich an, muss ich vielleicht doch keine Zwiebeln ausgraben :)

LG, michel

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Hermann Falkner
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Re: Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 28. März 2018, 17:42

Lieber Michel,

Gagea villosa und Gagea pratensis sind ganz sicher die beiden häufigsten Arten in Wien - dh in verbautem Gebiet (in der Au natürlich Gagea lutea), die Wien-Flora von Adler & Mrkvicka (Die Flora Wiens gestern und heute, Wien 2003) gibt aber vielfach auch Gagea pusilla an: insbes. im 21. und 22. Bezirk (auch in der Lobau, am Hubertusdamm), aber auch sogar innerstädtisch (wie folgt: I: Ring, Grünstreifen bei Museen; X: Laaerberg, Wienerberg, Verteilerkreis, Johannesberg; XIII: Schönbrunner Schlosspark 1931-1933 und dann nochmals 2001 als "sehr häufig" dokumentiert!; XIX: Cobenzl; XXI: Strebersdorf, südlich Rendezvous, Stammersdorf, Alte Schanzen; XXII: Hubertusdamm, ehem. Bahnbrücke Breitenlee, ehem. Bahnhof Breitenlee, Lobau).

So leid's mir tut - man müsste also doch fast ausgraben, um auf Nummer sicher zu gehen.
Das Vorkommen in Breitenlee kenne ich sehr gut, ich bin jetzt aber selbst über die zahlreichen Nennungen von Gagea pusilla bei Adler & Mrkvicka überrascht - ich hätte die meisten dieser Vorkommen sicherlich auch für G. pratensis gehalten ("unausgegraben").

Die Verbreitungskarten bei Adler & Mrkvicka sind übrigens natürlich nicht vollständig und auch nicht auf dem neuesten Stand, Gagea pratensis im 21./22. Bezirk überhaupt nicht anzuführen, kann meiner Meinung nach so nicht stimmen (ich wohne im 22. und da gibt es sehr viele Gageas, die ich für "pratensis" halte - "unausgegraben" - und Stefan bestätigt ja auch für den Wasserpark G. pratensis (ob jetzt subsp. transversalis oder nicht); jedenfalls kommt Gagea "pratensis und/oder pusilla" im Stadtgebiet recht häufig vor, auch in Parks und +/- künstlichen Trockenrasen, häufiger als Gagea villosa, würde ich meinen (die ich aber auch nicht als "selten" bezeichnen würde - eher "zerstreut"??).

LG
Hermann

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MichaelB
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Re: Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon MichaelB » Donnerstag 29. März 2018, 11:30

servus,
jetzt mussten doch noch 3 Exemplare dran glauben. Übrigens: Nur 1-2 Minuten später kam ein Mähfahrzeug der Stadt Wien ums Eck und hat sich den Bestand vorgenommen, vielleicht weil es sonst noch kaum was zum Mähen gab :o
3 Zwiebeln an einer Pflanze habe ich nicht gesehen, ich weiß aber nicht ob ich beim Graben alle erwischt habe. Bei zwei Pflanzen sind jeweils zwei weißliche vorhanden, das dürften dann die Nebenzwiebeln sein und damit Gagea pratensis. Ob die Zwiebeln jetzt aber aufrecht oder waagrecht gelegen sind, vermag ich nicht zu sagen. Bei einer war nur eine braune, das könnte durchaus G. pusilla sein? Und die Stengelblätter - mehr als zwei sind es schon und auch nicht ganz gegenständig, aber den Blütenstand überragen sie bei weitem nicht. Das lange Blatt jeweils hätte ich jetzt als Grundblatt gesehen, zur Unterart wage ich deshalb keine Aussage. Zwischen den vorherrschenden "pratensis" -ich nenne sie jetzt mal so- standen immer wieder eindeutige Gagea villosa, somit kann doch auch noch eine weitere Art (G. pusilla) mitmischen.

LG, michel
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Re: Goldsterne in den Wiener Grünstreifen

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 29. März 2018, 12:45

Die Zwiebeln von G. pusilla sehen so aus:

Bild

Das auf deinen Bildern ist alles G. pratensis.


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