Viola kitaibeliana

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Pablito
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Viola kitaibeliana

Beitragvon Pablito » Donnerstag 5. April 2018, 17:41

Liebe Kollegen,

habe vor ein paar Jahren an der Thermenlinien(Glaslauter Riegel, glaube ich) dieses Veilchen entdeckt - kann es sich dabei um Viola kitaibeliana handeln?
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LG Reini BR

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Hermann Falkner
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 5. April 2018, 18:19

Servus Reini,
könnte sein, würd ich aber eher für kleinwüchsige Viola arvensis halten - bestimmungstechnisch ist die kitaibeliana aber natürlich eine Herausforderung, tu mir da auch immer sehr schwer.
Lg Hermann

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Stefan Lefnaer
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 5. April 2018, 18:23

Ich kann auf den Fotos leider keine relevanten Merkmale sehen. Zu dem Thema gibt es schon einen Thread. Laut L. Schratt-Ehrendorfer soll Viola kitaibeliana am gar AlpOR gar nicht vorkommen, im Marchfeld schon. Ich weiß aber leider noch immer nicht wie die Art genau aussieht und sich von V. arvensis unterscheiden lässt.

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Hermann Falkner
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 5. April 2018, 21:20

Auf Fischer-Exkursionen hab ich kitaibeliana ei-, zweimal gesehen dh der Konsens war "wohl kitaibeliana", die Kronblätter waren extrem kurz und nicht "ausgebreitet", fast wie nur halb offen, daher meine Einschätzung.
Das sieht man ja auch schön in deinem Beitrag, den du oben verlinkt hast.

Ich hab aber nie auf eigene Faust eine sichere Bestimmung von kitaibeliana geschafft, dh eine von der ich selbst überzeugt gewesen wär.

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Jürgen Baldinger
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 5. April 2018, 21:42

Hab' zuletzt am Tannenberg (nächst NSG Hackelsberg) im Nordburgenland Veilchen gesehen, die nach dem EfÖLS 2008-Schlüssel nicht klar bestimmbar waren und zwischen arvensis subsp. arvensis und kitaibeliana lagen.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 6. April 2018, 06:25

Die Fotos von mir sind von einer Fischerexkursion vom Perchtoldsdorfer Hochberg. Manfred Fischer war sich damals auch nicht sicher, ob es Viola kitaibeliana ist. Keiner war sich sicher. Aber wenn die Art am Alpenostrand wirklich nicht vorkommt, wie Luise Schratt-Ehrendorfer sagt, kann es ja nur V. arvensis gewesen sein. Falls jemand das schwierige Thema einmal bearbeiten will, hier der Beleg dazu.

Oliver Stöhr
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 8. April 2018, 21:56

Liebe alle,

ich kann Stefan und Hermann nur beipflichten, das ist eine schwierige Sache. Ich meine, ich habe einmal eine V. kitaibeliana am Kalvarienberg in Neusiedel am See (am Kreuzweg - nomen est omen) gesehen, ein Foto habe ich aber leider nicht.

Bei uns in Osttirol, wo V. kitaibeliana sicher nicht existiert, kommen auch sehr kleinblütige Formen von Viola arvensis ssp. arvensis vor, wie ich u.a. heute in Ainet im Iseltal sehen konnte. Dort wachsen auf einer Magerweide größerblütige und kleinblütige Formen im Mischbestand zusammen. Bei letzteren sind die Kronblätter kürzer als die Kelchblätter, der Sporn aber etwas länger als die Kelchblattanhängsel (die diesbezügl. EFÖLS-Merkmale für V. kitaibeliiana taugen somit nicht viel); anbei zwei Bilder einer solchen kleinblütigen Form von Viola arvensis ssp. arvensis, die Blütengröße beträgt nur rd. 4-5 mm.

Und bei uns gibt es dann auch noch die weit verbreitete und häufige Viola tricolor ssp. saxatilis, die ebenso gelbe, aber doch deutlich größere Blüten aufweist - auch dazu ein Bild der beiden Taxa zum Größenvergleich.

Viele Grüße
Oliver
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Hermann Falkner
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 11. April 2018, 19:49

Liebe Leute,

von mir noch Fotos aus der Lobau beigesteuert (Panozzalacke, Heisslände zwischen Parkplatz und Würstelstand an der Panozzalacke), die ein Exemplar zeigen, das auch "nahezu kitaibeliana" sein könnte, aber vielleicht nur auf des extrem mageren Standortes und seiner daraus folgenden Winzigkeit so aussieht (Begleitflora: Saxifraga tridactylites im Bild tw erkennbar, ausserdem Draba verna s. lat.; Schotter fast ohne Humusauflage).

Die Kronblätter sind hier so, wie ich mir kitaibeliana vorstellen würde, bzw. sind nur um eine Spur "zu gross"; das Pflänzchen hat nur winzige Stengelblätter mit max. 3 Kerben pro Seite und ein Hochblatt, das so hoch oben sitzt, dass es schon in der Krümmung zur Blüte sitzt (das in der Flora geforderte obere 1/10 wäre erfüllt).
Auch die Behaarung käme +/- hin - dichte Behaarung am unteren Stängel, sehr spärliche weiter oben.

Die gibt's dort alle Jahre wieder am selben Platz, ist also leicht erreichbar (mit dem Bus oder Auto oder Fahrrad), ich könnt auch Herbarmaterial entnehmen, aber das bringt die Pflänzchen wahrscheinlich trotzdem einer sicheren Bestimmung nicht viel näher ...

LG
Hermann
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Jürgen Baldinger
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 12. April 2018, 06:41

Spannend. Wäre interessant, was Luise Schratt-Ehrendorfer dazu meinen würde.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Norbert Sauberer
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Re: Viola kitaibeliana

Beitragvon Norbert Sauberer » Mittwoch 2. Januar 2019, 21:42

Wenn die Chromosomenzahl irgendwo auf jedem Veilchen eingraviert wäre, dann wäre es kinderleicht sie zu unterscheiden: Viola kitaibeliana hat 16 Chromosomen und Viola arvensis 34 Chromosomen.

Im Jahr 2012 haben zwei italienische Botanikerinnen über diese bestimmungstechnisch schwierige Veilchengruppe was publiziert:
Anna Scoppola & Edda Lattanzi (2012) Viola section Melanium (Violaceae) in Italy. New data on morphology of Viola tricolor-Group, Webbia, 67:1, 47-64, DOI: 10.1080/00837792.2012.10670908 (wer im researchgate ist, kann den ganzen artikel lesen)

Viele der bisher angegebenen Unterscheidungsmerkmale kann man wohl vergessen. Es bleiben aber doch (zumindest) 2 wesentliche übrig:

Viola kitaibeliana
Median leaves round at apex, upper leaves with lateral margins shallowly crenate to entire. Median stipules usually digitate. Labellum absent.

Viola arvensis
Median leaves acute at apex; upper leaves round-toothed to toothed. Median stipules usually pinnatifid or pinnately lobed. Labellum present.

Ein kurze Erkundung der Viola arvensis- und Viola kitaibeliana-Belege im Virtual Herbaria macht Mut, dass das Blattmerkmal offenbar funktioniert. Wichtig ist nur: bei Viola arvensis sind die Grundblätter und die untersten StgBlätter auch rund, erst weiter oben werden sie spitzig. Bei Viola kitaibeliana bleiben sie rund, nur die obersten sind dann ganz schmal und auch spitz. Kerbung versus Zähnung scheint auch ein halbwegs brauchbares Merkmal zu sein. Merkmale im Kronbereich (mit Ausnahme des bei Online-Herbarbelegen nicht zu sehenden Labellums) sind dahingegen zu vergessen.


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