Aquilegia vulgaris agg.
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Aquilegia vulgaris agg.
Liebe alle,
obwohl es in Österreich lt. EFÖLS gerade mal 5 Aquilegia-Arten gibt und zwei Arten (einseleana und alpina) unzweifelhaft sind und hier nicht bespochen werden müssen, gibt das Aquilegia vulgaris agg. für mich immer noch Fragen auf. Nicht umsonst steht in der Exkursionsflora bei den dieser Gruppe zugeordneten Arten, d.h. A. vulgaris, A. atrata und A. nigricans, auch ein Rautezeichen für bestimmungskritische Taxa ;-)
Klar, es gibt unzweifelhafte Populationen, die sich gut in die Art-Beschreibungen des Schlüssels einfügen - daneben gibt es immer wieder aber auch Bestände unklarer bzw. fraglicher Identität. So habe ich gerade vor wenigen Tagen am Südabfall der Lechtaler Alpen im Stanzertal vom Hangfuß (rd. 1300 msm) bis zur Waldgrenze (ca. 1800 m) an diversen Stellen morphologisch sehr einheitliche Bestände mit folgenden Merkmalen angetroffen: Blütenfarbe violettblau (nicht violettbraun!), Blättchen unterseits deutlich behaart, Staubbeutel ca. 4-5 mm die inneren Perigonblätter überragend, Deckblätter mehr als 7 x (bis 10 x) so lang wie breit. Nach den Merkmalen der EFÖLS kommt man damit mehrheitlich zu A. nigricans; weit und breit fanden sich dort keine violettbraunblütigen Pflanzen bzw. unzweifelhafte A. atrata. Nur: A. nigricans sollte lt. Exkursionsflora "wohl hauptsächlich im Osten und Südosten" auftreten und mit A. atrata, die mehr im Westen vorkommen soll, vikariieren. Darüberhinaus waren bei den Beständen im Stanzertal die Blütendimensionen und Spornlängen eher A. atrata entsprechend (diese hat kleinere Blüten), also passen nicht alle Merkmale für A. nigricans. Es bleibt somit die Frage, was das dort für eine Art ist? Dabei möchte ich noch erwähnen, dass ich diese Bestände nicht für Hybrid-Schwärme halte, denn zu einheitlich waren die Bestände ausgebildet ...
Hier in Osttirol haben wir neben der typischen violettbraunblütigen A. atrata an bislang einer Stelle auch A. nigricans (Fund von mir noch unpubl.), was aufgrund der Vorkommen in Kärnten und dann Norditalien/Slowenien arealkundlich plausibel ist - aber im westlichen Nordtirol hätte ich diese Art nicht vermutet. Allerdings hat A. Polatschek in seinen diversen früheren "Beiträgen zur Flora von Tirol" schon einmal A. nigricans aus Nordtirol publiziert, um sie dann in seiner monumentalen Flora (bewusst?) nicht mehr anzugeben. Hat er hier ev. auch ähnliche kritische Populationen wie ich gesehen?
Auch die A. vulgaris s.str. gibt mir Fragen auf, denn wer kennt wirklich eindeutige autochthone Bestände dieser Art in Österreich? Gibt es solche im Osten (den ich nicht so gut kenne) bzw. überhaupt? Hier im Westen kenne ich nur Verwilderungen, die tw. buntkronig bis auch gefülltblütig auftreten und - nicht zuletzt aufgrund der leichten Aussamung der Arten - verbreitet sind.
Also in die Runde gefragt: Was sind eure Erfahrungen mit dieser Gruppe?
Viele Grüße
Oliver
obwohl es in Österreich lt. EFÖLS gerade mal 5 Aquilegia-Arten gibt und zwei Arten (einseleana und alpina) unzweifelhaft sind und hier nicht bespochen werden müssen, gibt das Aquilegia vulgaris agg. für mich immer noch Fragen auf. Nicht umsonst steht in der Exkursionsflora bei den dieser Gruppe zugeordneten Arten, d.h. A. vulgaris, A. atrata und A. nigricans, auch ein Rautezeichen für bestimmungskritische Taxa ;-)
Klar, es gibt unzweifelhafte Populationen, die sich gut in die Art-Beschreibungen des Schlüssels einfügen - daneben gibt es immer wieder aber auch Bestände unklarer bzw. fraglicher Identität. So habe ich gerade vor wenigen Tagen am Südabfall der Lechtaler Alpen im Stanzertal vom Hangfuß (rd. 1300 msm) bis zur Waldgrenze (ca. 1800 m) an diversen Stellen morphologisch sehr einheitliche Bestände mit folgenden Merkmalen angetroffen: Blütenfarbe violettblau (nicht violettbraun!), Blättchen unterseits deutlich behaart, Staubbeutel ca. 4-5 mm die inneren Perigonblätter überragend, Deckblätter mehr als 7 x (bis 10 x) so lang wie breit. Nach den Merkmalen der EFÖLS kommt man damit mehrheitlich zu A. nigricans; weit und breit fanden sich dort keine violettbraunblütigen Pflanzen bzw. unzweifelhafte A. atrata. Nur: A. nigricans sollte lt. Exkursionsflora "wohl hauptsächlich im Osten und Südosten" auftreten und mit A. atrata, die mehr im Westen vorkommen soll, vikariieren. Darüberhinaus waren bei den Beständen im Stanzertal die Blütendimensionen und Spornlängen eher A. atrata entsprechend (diese hat kleinere Blüten), also passen nicht alle Merkmale für A. nigricans. Es bleibt somit die Frage, was das dort für eine Art ist? Dabei möchte ich noch erwähnen, dass ich diese Bestände nicht für Hybrid-Schwärme halte, denn zu einheitlich waren die Bestände ausgebildet ...
Hier in Osttirol haben wir neben der typischen violettbraunblütigen A. atrata an bislang einer Stelle auch A. nigricans (Fund von mir noch unpubl.), was aufgrund der Vorkommen in Kärnten und dann Norditalien/Slowenien arealkundlich plausibel ist - aber im westlichen Nordtirol hätte ich diese Art nicht vermutet. Allerdings hat A. Polatschek in seinen diversen früheren "Beiträgen zur Flora von Tirol" schon einmal A. nigricans aus Nordtirol publiziert, um sie dann in seiner monumentalen Flora (bewusst?) nicht mehr anzugeben. Hat er hier ev. auch ähnliche kritische Populationen wie ich gesehen?
Auch die A. vulgaris s.str. gibt mir Fragen auf, denn wer kennt wirklich eindeutige autochthone Bestände dieser Art in Österreich? Gibt es solche im Osten (den ich nicht so gut kenne) bzw. überhaupt? Hier im Westen kenne ich nur Verwilderungen, die tw. buntkronig bis auch gefülltblütig auftreten und - nicht zuletzt aufgrund der leichten Aussamung der Arten - verbreitet sind.
Also in die Runde gefragt: Was sind eure Erfahrungen mit dieser Gruppe?
Viele Grüße
Oliver
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- Aquilegia sp., Stanzertal; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Niemand hier im Forum, der Erfahrungen mit dem Aquilegia vulgaris agg. gemacht hat? Kennt niemand Aquilegia vulgaris autochthon in Österreich?
LG
Oliver
LG
Oliver
- Hermann Falkner
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Naja - kennen schon, aber sich wirklich damit auskennen ist eine andere Sache ...
Ich sehe zB hauptsächlich A. nigricans und kenne die andren eben kaum...
Daher kann ich leider auch nicht virl dazu beitragen.
Lg Hermann
Ich sehe zB hauptsächlich A. nigricans und kenne die andren eben kaum...
Daher kann ich leider auch nicht virl dazu beitragen.
Lg Hermann
- Hermann Falkner
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Ach ja - zu Verwilderungen: in Wien gärtnerisch gepflanzte können lokal verwildern, im naturnahen Bereich kenn ich aber keine "bunten" verwilderten hier im Osten.
Was mir schon noch einfällt - im Lainzer Tiergarten gibts eine hellblütige Variante (rosa fast!), die ich für eine Farbvariante von A. nigricans gehalten habe (unweit Hubertuswartw, wer es kennt), ich hab mir die aber bisher nicht so genau angeschaut und die ist jetzt dort längst verblüht. Könnte eigentlich auch eine Verwilderung einer Ziersorte sein...
Lg Hermann
Was mir schon noch einfällt - im Lainzer Tiergarten gibts eine hellblütige Variante (rosa fast!), die ich für eine Farbvariante von A. nigricans gehalten habe (unweit Hubertuswartw, wer es kennt), ich hab mir die aber bisher nicht so genau angeschaut und die ist jetzt dort längst verblüht. Könnte eigentlich auch eine Verwilderung einer Ziersorte sein...
Lg Hermann
- Hermann Falkner
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Hallo Oliver,
habe nun auch in der Wien-Flora nachgelesen: hier hat es offenbar Auspflanzungen der MA22 = Umweltschutz gegeben! Und zwar sowohl von A. vulgaris als auch A. nigricans. Alles, was ich von Wien kenne, ist also von vornherein erst einmal "verdächtig", gar nicht heimisch zu sein; bei Neilreich wird Aquilegia (ohne Unterscheidung der Kleinarten) für den Wienerwald zwar angegeben - aber der heutige Zustand ist bezüglich der Sippen fraglich bzw. könnten die rosa Exemplare im Lainzer Tiergarten womöglich auch eine gepflanzte Sorte sein.
Ich müsste mir aber überhaupt Aquilegia erst in Natura (vorzugsweise im Gebirge) genauer anschauen und an sicher autochthonen Exemplaren die Schlüssel-Merkmale studieren, um was sinnvolles beitragen zu können.
habe nun auch in der Wien-Flora nachgelesen: hier hat es offenbar Auspflanzungen der MA22 = Umweltschutz gegeben! Und zwar sowohl von A. vulgaris als auch A. nigricans. Alles, was ich von Wien kenne, ist also von vornherein erst einmal "verdächtig", gar nicht heimisch zu sein; bei Neilreich wird Aquilegia (ohne Unterscheidung der Kleinarten) für den Wienerwald zwar angegeben - aber der heutige Zustand ist bezüglich der Sippen fraglich bzw. könnten die rosa Exemplare im Lainzer Tiergarten womöglich auch eine gepflanzte Sorte sein.
Ich müsste mir aber überhaupt Aquilegia erst in Natura (vorzugsweise im Gebirge) genauer anschauen und an sicher autochthonen Exemplaren die Schlüssel-Merkmale studieren, um was sinnvolles beitragen zu können.
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Hallo Hermann!
Danke für deine Beiträge, also kennst du so wie ich auch keine sicher autochthonen A. vulgaris-Vorkommen. Vielleicht gibt es diese ja gar nicht in Österreich, denn im EFÖLS-Schlüssel steht auch (zu Recht): "Vbr. im Gebiet unklar, weil oft mit A. nigricans verwechselt; vielleicht nur verwld., oft angesalbte ZierPf ".
Viele Grüße
Oliver
Danke für deine Beiträge, also kennst du so wie ich auch keine sicher autochthonen A. vulgaris-Vorkommen. Vielleicht gibt es diese ja gar nicht in Österreich, denn im EFÖLS-Schlüssel steht auch (zu Recht): "Vbr. im Gebiet unklar, weil oft mit A. nigricans verwechselt; vielleicht nur verwld., oft angesalbte ZierPf ".
Viele Grüße
Oliver
- Norbert Griebl
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Also ich glaube schon, dass die Art bei uns ursprünglich ist, so bildet sie schöne Bestände aus im westlichen Wienerwald im Gebiet Obertriesting (bei Kaumberg), im Grazer Bergland (um Frohnleiten) oder in den nördlichen Karawanken (um Bad Eisenkappel). Die machen alle einen ursprünglichen Eindruck.
LG
Norbert
LG
Norbert
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- Aquilegia.vulgaris.St-Frohnleiten.jpg (677.93 KiB) 4905 mal betrachtet
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Hallo Norbert,
danke für deine Rückmeldung, aber bist du dir sicher, dass es hierbei nicht (tw.) auch um A. nigricans handelt? Ich bin mir nicht sicher, glaube aber auf deinem unteren Bild einzelne Blüten zu sehen, bei denen die Staubbeutel die Perigonblätter deutlich überragen; aber vielleicht täusche ich mich da ...
Viele Grüße
Oliver
danke für deine Rückmeldung, aber bist du dir sicher, dass es hierbei nicht (tw.) auch um A. nigricans handelt? Ich bin mir nicht sicher, glaube aber auf deinem unteren Bild einzelne Blüten zu sehen, bei denen die Staubbeutel die Perigonblätter deutlich überragen; aber vielleicht täusche ich mich da ...
Viele Grüße
Oliver
- Norbert Griebl
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Hallo Oliver!
Sicher bin ich mir freilich nicht, aber bei diesen Pflanzen deutet meines Erachtens alles auf Aquilegia vulgaris s.str. hin. Die Blütenfarbe ist einheitlich blau, es sind keine oder kaum rosa bzw. weiße Pflanzen dabei, die auf eine Verwilderung von kultivierten Pflanzen schließen ließen und die Staubbeutel sind relativ kurz. Die Pflanzen wachsen im kalkreichen Gebiet, gerne zusammen mit Trollblumen und anderen heimischen Arten. Also ich glaube schon, dass es Aquilegia vulgaris s.str. ursprünglich in Österreich gibt.
Liebe Grüße
Norbert
Sicher bin ich mir freilich nicht, aber bei diesen Pflanzen deutet meines Erachtens alles auf Aquilegia vulgaris s.str. hin. Die Blütenfarbe ist einheitlich blau, es sind keine oder kaum rosa bzw. weiße Pflanzen dabei, die auf eine Verwilderung von kultivierten Pflanzen schließen ließen und die Staubbeutel sind relativ kurz. Die Pflanzen wachsen im kalkreichen Gebiet, gerne zusammen mit Trollblumen und anderen heimischen Arten. Also ich glaube schon, dass es Aquilegia vulgaris s.str. ursprünglich in Österreich gibt.
Liebe Grüße
Norbert
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien
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Re: Aquilegia vulgaris agg.
Hallo Norbert,
alles klar, also dann in dubio pro reo - ich will dir vorerst glauben, zumal du die Pflanzen im Freiland gesehen hast und ich nicht ...
Viiele Grüße
Oliver
alles klar, also dann in dubio pro reo - ich will dir vorerst glauben, zumal du die Pflanzen im Freiland gesehen hast und ich nicht ...
Viiele Grüße
Oliver
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