Klassencharakterarten zeichnen sich ja dadurch aus, in allen Gesellschaften der Klasse +/- stet vorzukommen.
Bei den Röhrichten und Großseggensümpfen Phragmito-Magnocaricetea wäre das beispielsweise das Schilf, das somit in allen vier Ordnungen
- Phragmitetalia (Phragmition/Großröhricht-Gesellschaften, Magnocaricion/Großseggen-Gesellschaften)
- Bolboschoenetalia maritimi (Cirsio-Bolboschoenion/Knollenbinsen-Gesellschaften)
- Nasturtio-Glycerietalia (Glycerio-Sparganion/Schwadengras-Igelkolben-Gesellschaften, Phalaridion/Rohrglanzgras-Gesellschaften) und
- Oenanthetalia aquaticae (Oenanthion aquaticae/Wasserfenchel-Gesellschaften)
auftritt, zumindest gelegentlich. Gleichzeitig ist das Schilf Kennart des Phragmitetum australis (bzw. nach anderen Autoren des Scirpo-Phragmitetums). Als solche sollte es per definitionem nur in dieser Gesellschaft vorkommen. Der Widerspruch wird gelöst durch den Begriff der "übergreifenden" Kennarten? D. h., das Schilf ist nur schwerpunktmäßig im Phragmitetum als Kennart vorkommend, wird aber auch im Oenanthion gefunden?
Ist es so, dass bei der pflanzensoziologischen Ansprache in der Geländearbeit eher Begleitarten und Kennarten-Ensembles wichtig werden, nachdem hochtreue Kennarten u. U. unstet sind und andere, wie das Schilf, übergreifende?
Pflanzensoziologische Verständnisfrage
- Jürgen Baldinger
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Pflanzensoziologische Verständnisfrage
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
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