Hieracium in der Mödlinger Klause

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
Patrick Hacker
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Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Patrick Hacker » Samstag 23. Mai 2020, 18:28

Hallo liebes Forum!

Ich hoffe, ich darf euch auch wieder einmal um Hilfe bei einer Bestimmung bitten. Das folgende Habichtskraut habe ich gestern in der Mödlinger Klause (südlich der Brühler Straße, beim "Erikagrat") gefunden. Mit dem Schlüssel der Exkursionsflora komme ich zu H. sommerfeltii. Aber kann das stimmen?

Hieracium_Mödlinger Klause_200522_1.JPG
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Oliver Stöhr
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Re: Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 23. Mai 2020, 21:03

Hallo Patrick,
ich habe (verwegenerweise) versucht, anhand deiner Bilder den Bestimmungsweg in der EFÖLS nachzuvollziehen und bin auch bis Pkt. 43 auf S. 996 gekommen. H. sommerfeltii kenne ich nicht, aber anhand der Bilder würde ich nicht von reichlichen Drüsenhaaren an den Hüllen ausgehen; daher tendiere ich zu H. bifidum.
LG
Oliver

Patrick Hacker
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Re: Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Patrick Hacker » Dienstag 26. Mai 2020, 17:32

Hallo Oliver,

du hast Recht, bei dem Schlüsselpunkt passt H. bifidum besser. Ganz glücklich bin ich mit der Art aber nicht, denn die Pflanzen zeigen Merkmale, die in der Exkursionsflora nur als "selten" oder "manchmal" angegeben sind (Spreite der Grundblätter "am Grund meist herzförmig bis gestutzt, selten kurz bis lang verschmälert"; Grundblätter "manchmal deutlich bis schwach gefleckt"; Hüllblätter "manchmal hautrandig"). Andererseits passt die Farbe der Hülle besser und ich habe auch einige Fotos von H. bifidum gefunden, die ähnlich aussehen.

Jedenfalls danke für die Hilfe!

Liebe Grüße
Patrick
Zuletzt geändert von Patrick Hacker am Mittwoch 27. Mai 2020, 23:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Jürgen Baldinger
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Re: Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Jürgen Baldinger » Dienstag 26. Mai 2020, 22:20

Janchen gibt 1977 H. bifidum (als grex bifidum) für den Kalenderberg an.

Im Detail unterscheidet er dabei die vier greges, im System des großen Hieraciologen Karl Hermann Zahn also "Teilarten", Gruppen von Unterarten:
A. grex subcaesium (Fr.) Zahn. - Syn.: H. subcaesium Fr. sensu stricto. - Verbindet H. bifidum grex bifidum mit H. silvaticum.
B. grex bifidum (Kit.) Zahn. - Syn.: grex eu-bifidum Zahn; H. bifidum Kit. sensu stricto. - Dazu gehört auch H. subcaesium var. abrasum Beck.
C. grex psammogenes Zahn. - Verbindet H. bifidum mit H. incisum.
D. grex pseudo-Dollineri (Murr et Zahn) Zahn. - Verbindet die greges A, B und C mit H. Dollineri.

In Waldlichtungen, an steinigen Abhängen, an Felsen, zwischen Felsschutt und Flußgeröll, auf steinigen Alpenmatten, vorwiegend auf kalkreicher Unterlage, vom Wienerwald und von den Kalkbergen der Thermenlinie durch die Voralpen bis in die Krummholzstufe der Kalkalpen. -

Einzelangaben für die Teilarten:

Grex A: Wienerwald, Kalksburg; Kiental - Anninger bei Mödling, Weichseltal bei Baden; Schneeberg. -
Grex B: Wienerwald; Kalksburg, Rodaun, Neumühle, Perchtoldsdorf, Gaisberg bei Kaltenleutgeben, Mödling (z. B. Kalenderberg, Kiental), Gumpoldskirchen, Einöd bei Pfaffstätten, Baden (z. B. Weichseltal, Lindkogel), St. Veit a. d. Triesting, Pottenstein - Fahrafeld, Weißenbach a. d. Triesting, Hocheck bei Kaumberg, Ternitz - Gösing, Semmering, Gahns bei Payerbach, Schneeberg, Raxalpe, Schwarzau - Handelsberg, Reisalpe, Kernhof, Lassingfall bei Wienerbruck, Ötschergräben, Ötscher, Seetal und Stockgrund bei Lunz, Dürrenstein. -
Grex C: Pottenstein - Waxeneck, Adamstal, Gösing bei Ternitz, Payerbach - Gahns, Schneeberg, Raxalpe, Ötscher, Dürrenstein. -
Grex D: Retz; Bierhäuselberg bei Perchtoldsdorf; Jägerhaus bei Baden.
Zahn unterschied übrigens in seiner "Synopsis der Mitteleuropäischen Flora" bei H. bifidum 177 Unterarten, da war vielleicht auch Platz für verschmälerten Spreitengrund und Grundblattfleckung. Grex bifidum sollte aber in Deinem Fall ausscheiden, es umfasst nach Zahn Pflanzen, deren Hüllen sehr reich (selten wenig) Flocken, keine bis weniger (selten mehr) Drüsen und helle, +/- hellspitzige, dünne, kurze oder dunkle, dunkelfüßige Haare aufweisen; im Unterschied zu den anderen greges gibt es für das grex bifidum-Blatt keine besonderen Formmerkmale, die Oberfläche wird aber als haarlos beschrieben. Dein Habichtskraut aus der Klause scheint ja eine behaarte Grundblattoberfläche zu haben.

Vielleicht findest Du bei Schuhwerk mehr, der 2008 die Art für Bayern und angrenzende Gebieten zusammengefasst hat, siehe hier.
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Patrick Hacker
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Re: Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Patrick Hacker » Donnerstag 28. Mai 2020, 00:13

Danke auch dir, Jürgen, für die ausführliche Antwort! Wenn die Art so vielgestaltig ist, erklärt das natürlich, dass die Beschreibung in der Exkursionsflora nicht perfekt passt. Erstaunlich, dass es überhaupt möglich ist, so viele Unterarten definieren und unterscheiden zu können.

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Jürgen Baldinger
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Re: Hieracium in der Mödlinger Klause

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 28. Mai 2020, 23:41

Rupert Stingl nennt H. bifidum übrigens häufig in Schwarzföhren-Wäldern des Alpenostrands, siehe Kalenderblätter Bad Vöslau.
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