Avenula pratensis subsp. hirtifolia
- Stefan Lefnaer
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Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Gestern fand ich auf der Hügelkette nördlich des Langen Thals östlich von Hollabrunn einen Wiesenhafer, ...
...bei dem nicht nur die Laubblätter der Erneuerungssprosse...
...sondern auch die Blattscheiden und Laubblätter der Blühtriebe dicht behaart waren:
Von Homalotrichon pubescens, das nebenan auch wuchs, lassen sich diese Pflanzen durch die kurzen Haare im Ährchen abgrenzen:
Aufgrund der Behaarung muss es sich um Avenula pratensis subsp. hirtifolia (= Helictochloa pratensis subsp. hirtifolia, Avenastrum pratense subsp. hirtifolium, Helictotrichon pratense subsp. hirtifolium) handeln, eine Unterart die in Fischer et al. (2008) den sinnigen deutschen Namen "Flaumiger Kahl-Wiesenhafer" trägt. Die Hauptverbreitung dieser Unterart soll in Mähren und der West-Slowakei liegen. Neben den stark behaarten Pflanzen fand ich auch solche bei denen die Blattscheiden der Blühtriebe kahl und die Laubblätter der Erneuerungssprosse schütterer behaart waren. Handelt es sich dabei Übergangsformen zu bzw. Hybriden mit A. p. subsp. pratensis? Oder ist die Behaarung doch nur eine Standortsmodifikante und die Unterarten taxonomisch wertlos? Wie handhabt ihr das? Reicht ein einziges Haar um A. p. subsp. hirtifolia aus einer Pflanze zu machen? Wie oft seht ihr überhaupt behaarte Pflanzen und wie stark sind diese behaart?
...bei dem nicht nur die Laubblätter der Erneuerungssprosse...
...sondern auch die Blattscheiden und Laubblätter der Blühtriebe dicht behaart waren:
Von Homalotrichon pubescens, das nebenan auch wuchs, lassen sich diese Pflanzen durch die kurzen Haare im Ährchen abgrenzen:
Aufgrund der Behaarung muss es sich um Avenula pratensis subsp. hirtifolia (= Helictochloa pratensis subsp. hirtifolia, Avenastrum pratense subsp. hirtifolium, Helictotrichon pratense subsp. hirtifolium) handeln, eine Unterart die in Fischer et al. (2008) den sinnigen deutschen Namen "Flaumiger Kahl-Wiesenhafer" trägt. Die Hauptverbreitung dieser Unterart soll in Mähren und der West-Slowakei liegen. Neben den stark behaarten Pflanzen fand ich auch solche bei denen die Blattscheiden der Blühtriebe kahl und die Laubblätter der Erneuerungssprosse schütterer behaart waren. Handelt es sich dabei Übergangsformen zu bzw. Hybriden mit A. p. subsp. pratensis? Oder ist die Behaarung doch nur eine Standortsmodifikante und die Unterarten taxonomisch wertlos? Wie handhabt ihr das? Reicht ein einziges Haar um A. p. subsp. hirtifolia aus einer Pflanze zu machen? Wie oft seht ihr überhaupt behaarte Pflanzen und wie stark sind diese behaart?
- Stefan Lefnaer
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Hallo Leute,
keine Meinungen dazu? Hat noch nie jemand eine Avenula pratensis angesehen?
Ich habe mir nun meine anderen Belege aus dem Weinviertel angesehen und dort sind die Laubblätter und Blattspreiten der Erneuerungstriebe alle mehr oder weniger behaart. Demnach wäre das alles A. p. subsp. hirtifolia.
Zudem habe ich den Klíč übersetzt (hoffentlich korrekt):
Avenula pratensis subsp. pratensis
Čepele i pochvy listů sterilních výhonků lysé. Teplé oblasti Čechy roztroušený, v rozsáhlých územích (východní Čechy, větší část jižní Čechy) chybí
Blattspreiten und Blattscheiden steriler Triebe kahl. In den warmen Gebieten Böhmens zerstreut, in großen Gebieten (Ostböhmen, der größte Teil Südböhmens) fehlend.
Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Čepele i pochvy listů sterilních výhonků hustě krátce chlupaté, roztroušený chlupaté až olysalé. Jz. a j. Morava, na sever po Olomouc, roztroušený
Blattspreiten und Blattscheiden steriler Triebe dicht kurz behaart, vereinzelt behaart bis kahl. Südwest- und Südmähren, im Norden bis nach Olomouc, zerstreut.
Das würde nahelegen, dass im Weinviertel wirklich nur A. p. subsp. hirtifolia vorkommt. Kennt jemand von irgendwo kahle Exemplare? Was sagen die Oberösterreicher, Salzburger, Tiroler dazu? Dort kommt die Art ja vor. Es wäre ja naheliegend, dass dort A. p. subsp. pratensis wächst. Was sagen die Burgenländer, die Süd-Niederösterreicher, was wächst dort?
keine Meinungen dazu? Hat noch nie jemand eine Avenula pratensis angesehen?
Ich habe mir nun meine anderen Belege aus dem Weinviertel angesehen und dort sind die Laubblätter und Blattspreiten der Erneuerungstriebe alle mehr oder weniger behaart. Demnach wäre das alles A. p. subsp. hirtifolia.
Zudem habe ich den Klíč übersetzt (hoffentlich korrekt):
Avenula pratensis subsp. pratensis
Čepele i pochvy listů sterilních výhonků lysé. Teplé oblasti Čechy roztroušený, v rozsáhlých územích (východní Čechy, větší část jižní Čechy) chybí
Blattspreiten und Blattscheiden steriler Triebe kahl. In den warmen Gebieten Böhmens zerstreut, in großen Gebieten (Ostböhmen, der größte Teil Südböhmens) fehlend.
Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Čepele i pochvy listů sterilních výhonků hustě krátce chlupaté, roztroušený chlupaté až olysalé. Jz. a j. Morava, na sever po Olomouc, roztroušený
Blattspreiten und Blattscheiden steriler Triebe dicht kurz behaart, vereinzelt behaart bis kahl. Südwest- und Südmähren, im Norden bis nach Olomouc, zerstreut.
Das würde nahelegen, dass im Weinviertel wirklich nur A. p. subsp. hirtifolia vorkommt. Kennt jemand von irgendwo kahle Exemplare? Was sagen die Oberösterreicher, Salzburger, Tiroler dazu? Dort kommt die Art ja vor. Es wäre ja naheliegend, dass dort A. p. subsp. pratensis wächst. Was sagen die Burgenländer, die Süd-Niederösterreicher, was wächst dort?
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Ich enthalte mich da vornehm, denn ich habe hier im Westen erst einmal A. pratensis gesehen und das war in Salzburg und schon rd 20 Jahre her; im Westen ist die Art ja sehr selten, wenn alle Angaben überhaupt stimmen. Und in Osttirol tritt sie nicht auf ;-)
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
vielleicht komme ich morgen dazu, einen eigenen komisch behaarten a. pratensis-verdachtsfall vom NO-leithagebirge zu analysieren.
die art pratensis kenne ich bislang nur aus dem südlichen waldviertel von kalk-halbtrockenrasen, wo sie typisch und prägend vorkommt. mit unterarten hatte ich mich bislang nicht beschäftigt.
die art pratensis kenne ich bislang nur aus dem südlichen waldviertel von kalk-halbtrockenrasen, wo sie typisch und prägend vorkommt. mit unterarten hatte ich mich bislang nicht beschäftigt.
- Stefan Lefnaer
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Durch googeln bin ich übrigens gerade draufgekommen, dass das Thema in der letzten Neilreichia behandelt wurde (Gilli, Barta, Bauer & Gutermann (2020)). Eigentlich peinlich, dass ich mich ein halbes Jahr, nachdem ich den Band gelesen hatte, nicht mehr daran erinnern konnte...
Jedenfalls kommt man dort prinzipiell zum selben Ergebnis wie ich: im Weinviertel und wahrscheinlich im ganzen Pannonikum herrscht A. p. subsp. hirtifolia vor. Der taxonomische Wert der Unterarten ist aber zweifelhaft. Aus meiner Sicht wird der Verdacht einer modifikativen Anpassung durch die Tatsache unterstützt, dass die von mir vorgefundenen sehr stark behaarten Pflanzen auf einer trockenen Böschungskante mit offenem Boden rundherum wuchsen, während die weniger behaarten alle in dichterer Vegetation standen.
Es wäre jedenfalls sinnvoll und der Erforschung zuträglich, wenn andere Forumsteilnehmer auch darauf achten würden.
Jedenfalls kommt man dort prinzipiell zum selben Ergebnis wie ich: im Weinviertel und wahrscheinlich im ganzen Pannonikum herrscht A. p. subsp. hirtifolia vor. Der taxonomische Wert der Unterarten ist aber zweifelhaft. Aus meiner Sicht wird der Verdacht einer modifikativen Anpassung durch die Tatsache unterstützt, dass die von mir vorgefundenen sehr stark behaarten Pflanzen auf einer trockenen Böschungskante mit offenem Boden rundherum wuchsen, während die weniger behaarten alle in dichterer Vegetation standen.
Es wäre jedenfalls sinnvoll und der Erforschung zuträglich, wenn andere Forumsteilnehmer auch darauf achten würden.
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Ich hab die Art in Salzburg seit Jahrzehnten nicht mehr gefunden und kann somit aus meiner Erfahrung dazu nichts sagen.
Peter Pilsl
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
ich hatte den neilreichia-artikel damals auch überflogen und hatte mich geistig gewappnet, aufzupassen. im feld hab ich - außer grundsätzlich aufmerksam zu sein - aber nicht mehr an die konkrete sippe gedacht.
wir haben die art an verschiedenen stellen gefunden. hier nur eine fotoserie zweier belege. gibts noch kontraindikationen zu avenula pratensis hirtifolia?
die pflanze kommt in brometen vor und tarnt sich hierin, auch zwischen homalotrichon p., fällt aber durch die kräftigen, leicht golden rausleuchtenden horste, die bromus etwas überragen, ein bissl auf.
der wär dann nach fischadler "neu" fürs burgenland (auch wenn zwischenzeitlich bestimmt längst von der kollegenschaft nachgewiesen).
mit bestem dank im voraus!
wir haben die art an verschiedenen stellen gefunden. hier nur eine fotoserie zweier belege. gibts noch kontraindikationen zu avenula pratensis hirtifolia?
die pflanze kommt in brometen vor und tarnt sich hierin, auch zwischen homalotrichon p., fällt aber durch die kräftigen, leicht golden rausleuchtenden horste, die bromus etwas überragen, ein bissl auf.
der wär dann nach fischadler "neu" fürs burgenland (auch wenn zwischenzeitlich bestimmt längst von der kollegenschaft nachgewiesen).
mit bestem dank im voraus!
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
und hier noch die älteren serien, wo ich hoffe, dass die auch hierher gehören:
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Bei Avenula müssten ja die Hüllspelzen fast so lang wie das Ährchen sein. Das ist ja da nicht der Fall, siehe z.B. das letzte Foto. Die kurzen Haare unterhalb der Blüten kann ich auch nicht sehen. Zudem hat Avenula nicht so behaarte Spelzen, wie deine Pflanzen. Ist das nicht Bromus erectus? Die Laubblätter wären ja bewimpert.
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Re: Avenula pratensis subsp. hirtifolia
Würde auf die Schnelle auch Bromus erectus sagen
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Oliver
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