Setaria verticilliformis

= Blütenpflanzen
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Stefan Lefnaer
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Setaria verticilliformis

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 3. Oktober 2017, 19:18

Liebes Forum,

hier im Pannonikum gibt es bekanntermaßen drei häufige Borstenhirsen, die man oft massenhaft in Äckern (v.a. Mais, Sonnenblumen) aber auch ruderal findet:

    Setaria pumila mit direkt auf der Ährenachse sitzenden und relativ großen Ährchen sowie gelben, später fuchsroten Borsten am Grund der Ährchen,
    Setaria viridis var. viridis mit an verzweigten Ästen der Rispenachse sitzenden kleineren Ährchen und nicht hakenden Borsten am Grund der Ährchen sowie
    Setaria verticillata mit ebenfalls an verzweigten Ästen der Rispenachse sitzenden kleineren Ährchen und hakenden Borsten am Grund der Ährchen. Zudem sind hier im Unterschied zur vorigen Art die Rispen am Grund meist unterbrochen und insgesamt viel gröber.

In Wien fand ich heuer in Pflasterritzen und auf Friedhöfen eine vierte Art, die Setaria verticillata sehr ähnlich sieht, d.h. unten auch unterbrochene, grobschlachtige Rispen aufweist, die aber nicht haken. Letztes kann man ganz leicht prüfen indem man die Rispen angreift oder mit einem Kleidungstück in Berührung bringt (Botaniker geben nichts auf Äußerlichkeiten...). Meist sind aber bereits einige Rispen ineinander verhakt vorhanden, sodass das gar nicht nötig ist. Die Unterscheidung gegenüber Setaria viridis var. viridis ist nicht immer ganz leicht (zumindest wenn man keine Übung hat), weshalb dies hier mit Fotos veranschaulicht werden soll:

Setaria viridis var. viridis hat unten meist nicht unterbrochene Rispen mit deutlich längeren und feineren Borsten:

Bild

Setaria verticilliformis, so heißt die vierte Art, hat unten meist unterbrochene Rispen mit kürzeren und viel steiferen Borsten:

Bild

Bei Setaria viridis var. viridis ist die Rispenachse mit kurzen sowie mit längeren, weichen Haaren besetzt:

Bild

Bei Setaria verticilliformis ist die Rispenachse nur mit kurzen Haaren, die eher Stacheln gleichen, besetzt:

Bild

Hier noch die Abgrenzung zu Setaria verticillata aus der Nähe betrachtet. Setaria verticillata hat Borsten mit nach unten gerichteten Stachelhaaren, die den Kletteffekt erzeugen:

Bild

Setaria verticilliformis hat auf den Borsten hingegen nach oben gerichtete Stachelhaare, die klarerweise nicht kletten:

Bild

Ich habe Setaria verticilliformis heuer in Wien in vier Quadranten gesehen und die Art dürfte recht häufig sein. In der Exkursionsflora wird die Art hingegen noch als selten bezeichnet. Welche Erfahrungen haben die anderen Forumsteilnehmer damit gemacht?

Schöne Grüße
Stefan

Oliver Stöhr
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 3. Oktober 2017, 19:51

Lieber Stefan,

danke für diesen Beitrag. Bei uns in Osttirol habe ich diese Sippe noch nicht gesehen; auch aus Sbg. und W-Kärnten kenne ich sie nicht.

Der unveröffentlichten Karte nach, die für die neue RL Österreich erstellt wurde, ist die Art in N-Tirol um Innsbruck (2 Quadranten), in der Steiermark um Graz (1 Qu.), im Innviertel/OÖ. (3 Qu.), in NÖ. (1 Qu.) und in Wien (4 Qu.) nachgewiesen. Schaut also doch insgesamt noch nach "selten" aus ...

Viele Grüße
Oliver

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Jürgen Baldinger
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Jürgen Baldinger » Dienstag 3. Oktober 2017, 19:59

Ich würde verticilliformis Wien-weit an Wegrändern, Mauerfüßen und ähnlichen Standorten vielleicht schon als zerstreut einstufen. Im westlichen Marchfeld, das ich heuer ankartiert habe, kommt sie mir tatsächlich seltener vor, da habe ich sie erst in einem Quadranten gefunden.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Stefan Lefnaer
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 3. Oktober 2017, 20:26

Danke für eure Rückmeldungen! Ich hatte es auch so gemeint, dass man v.a. in der Stadt auf die Art achtgeben muss. Im Umland ist sie mir auch noch nicht untergekommen, aber man sollte dort auch genauer hinsehen. Vielleicht wird sie auch gelegentlich übersehen, daher wollte ich entsprechend sensibilisieren.

Joachim Brocks
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Joachim Brocks » Dienstag 3. Oktober 2017, 21:39

Servus Stefan, Liebe NaturforscherInnen,
In Wien kommt mir die Art ruderal immer wieder einmal unter. Wenn sich die Blütenstände nicht verhaken, zahlt es sich aus, die Halme und Blütenstände genauer anzuschauen. Letztes Jahr habe ich sie auch am Bahnhof in Kaiserebersdorf gesehen. Wien ist überhaupt ein gutes Pflaster für die Gattung. Vor einiger Zeit durfte ich in der Lobau einen besonders fetten Fang machen - frech hab ich ihn als S. viridis var major bezeichnet.
LG Jock

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Stefan Lefnaer
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 3. Oktober 2017, 21:47

Wie hoch waren die Pflanzen in der Lobau? Laut Schlüssel soll die Varietät major ja mindestens 1,5 m hoch sein, also ein Riesentrum.

Joachim Brocks
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Re: Setaria verticilliformis

Beitragvon Joachim Brocks » Mittwoch 4. Oktober 2017, 08:44

Servus Stefan,
die Bestimmung ist bestimmt unsicher - die Pflanze war gut einen Meter hoch aber sicher nicht 1,5. Auffällig waren die sehr dicken Blütenstände und die breiten Blätter (über 2 cm). Ich hatte so eine Variante der Setaria viridis noch nie gesehen, kann aber auch ein besonders fettes Exemplar der var viridis gewesen sein.
LG Jock


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