Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

= Blütenpflanzen
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Stefan Lefnaer
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Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 9. August 2018, 17:15

Liebe Leute,

kürzlich fand ich in Jedlesee am Straßenrand Cyperus longus subsp. badius. Zumindest glaube ich, dass es sich um diese Unterart handelt, die auch in Gartentümpeln ("Biotopen") kultiviert wird. Die gärtnerisch Gebildeten unter uns mögen mich aber bitte gegebenenfalls korrigieren.

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Der Fundort liegt höchst ungewöhnlich direkt neben der Fahrbahn einer kleinen Gasse bzw. einem "Parkplatz" vor einem Zaun. Hinter dem Zaun werden gerade ältere Kleingartenhäuser aus der Zwischen- und Nachkriegszeit abgerissen und durch luxuriöse, lukrative Neubauten ersetzt, so wie zur Zeit überall in Floridsdorf und auch wohl anderswo in Wien. Danach ist meist alles steril und tot"gepflegt", abgesehen von einer gewissen Gentrifizierung der Bevölkerungsstruktur. Jedenfalls gibt es dort keinen Kunsttümpel und auch keine Hinweise darauf, dass dort früher einer war.

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Auch auf Google Maps bin ich nicht fündig geworden. Vielleicht hat ja jemand die Reste seines Gartentümpels samt Zypergras am Straßenrand entsorgt? Jedenfalls scheinen die Pflanzen dort gut zu gedeihen. Der Fund ist jedenfalls insofern interessant, als die Art im Fischadler und der Wienflora für Wien bisher noch nicht angegeben ist. Im JACQ und im Internet konnte ich auch nichts finden. Kennt sonst jemand Fundorte bzw. ähnliche Verwilderungen?

Schöne Grüße
Stefan

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Norbert Sauberer
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Re: Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Norbert Sauberer » Freitag 10. August 2018, 05:18

Ich habe heuer Cyperus longus an einem ca. 100 Jahre alten Teich (ehemalige Ziegelgrube) mit sehr naturnaher Ufervegetation in Traiskirchen gefunden (Fotos hier: viewtopic.php?f=10&t=1023). Der Teich ist eingezäunt und wird v.a. von Fischern genutzt. Der langjährige Teichaufseher weiß nichts von gezielten Ansalbungen dort (außer einer Seerose). Das Wirken von Ansalbungs(hobby)botanikern ist hier aufgrund der Zäunung eigentlich und überhaupt ausgeschlossen. Wasservögel haben natürlich aber jederzeit "Zuflug"...

Wie weit weg liegt dein Fundort von den Reservegärten Hirschstetten? Dort kennen wir beide wen, der diese Art vom "Originalstandort" in Bad Vöslau schon seit längerer Zeit in Kultur genommen hat. Prinzipiell wird Cyperus longus seit ca. 10 bis 20 Jahren, durch den Boom der Gartenteiche ausgelöst, auch von der einen oder anderen spezialisierten Gärtnerei angeboten.

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Stefan Lefnaer
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Re: Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 10. August 2018, 07:22

Naja, die Wiener Katastralgemeinden Jedlesee und Hirschstetten liegen nicht so nah beisammen:

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Da erscheint mir eine Herkunft aus einem Gartenteich in der Nähe als wahrscheinlicher.

Rolf Diran
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Re: Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Rolf Diran » Mittwoch 5. September 2018, 11:18

Hallo Stefan,

schöner Fund. Wo ist denn das genau? Ich würde es mir gerne einmal ansehen.
Im Übrigen glaube ich, dass es sich um die Unterart longus handelt, was das Ganze noch interessanter macht. Die Pflanzen sehen genauso aus wie die in Bad Vöslau, die ich mir unlängst erstmals angesehen habe: rote Spelzen, lange Spirrenäste. Vergleiche hier: http://www.blumeninschwaben.de/Einkeimb ... s_long.htm.
Schön auch dein Stengelquerschnitt. Er zeigt deutlich, dass die Angabe in manchen Schlüsseln, so auch in der EFÖLS (nicht aber auf "Blumen in Schwaben"), wonach der Stengel zusammengedrückt sei, falsch ist. Auch hierin entspricht dein Fund den Vöslauer Pflanzen.
Da auch die Angaben bezüglich der Unterschiede der Anordnung der Blätter am Stengel und der Blattbreite zwischen C. longus und C. rotundus u.a. in der EFÖLS falsch sind, ist die Unterscheidung der Arten gar nicht einfach. C. rotundus - ich nehme jedenfalls an, dass es das ist - habe ich unlängst in mehreren Blumenkübeln in Wien gefunden. Stattliche Pflanzen mit breiten Blättern. C. rotundus hat noch intensiver rote Spelzen und deutlich kürzere Spirrenäste als C. longus ssp. longus.

Liebe Grüße, Rolf

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Stefan Lefnaer
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Re: Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 5. September 2018, 20:32

Lieber Rolf,

danke für die Hinweise! Ich habe mir die Population nun nochmals angesehen und bin mir nicht sicher. Beide Schlüssel, in der Exkursionsflora und in "Blumen in Schwaben", haben gewisse Defizite. Letzterer spricht nur von Doldenästen (besser wäre "Spirrenäste"), lässt aber offen, ob jene 1. oder 2. Ordnung gemeint sind (anhand der Fotos dort würde ich meinen, dass jene 1. Ordnung gemeint sein müssen). Jene 2. Ordnung sind bei meiner Polulation eher kürzer (also subsp. badius), können aber auch noch für subsp. longus durchgehen. Die Spirrenäste 1. Ordnung sind länger als 10cm, teils deutlich länger. Der Schlüssel in der Exkursionsflora schlüsselt die Unterarten nicht regulär auf, sondern führt sie nur in einer Anmerkung an. Beide Unterarten werden demnäch gärtnerisch kultiviert. Darüber, zu welcher Unterart die indigene (?) Population in Vöslau gehört, wird aber keine Angabe gemacht. In der Exkursionsflora spielen nur die Spirrenäste 2. Ordnung eine Rolle.

Wirklich eindeutig sind die meisten Merkmale bei meiner Population nicht, auch wenn subsp. longus besser zu passen scheint. "Blumen in Schwaben" erwähnt ja auch, dass es Übergangsformen geben soll. Ich denke ich werde in meinem geplanten Artikel in der nächsten Neilreichia den Fund als Cyperus longus angeben und auf die Problematik der Unterarten verweisen. Belege habe ich, die kann vielleicht ein Spezialist genauer bestimmen.

Das Vorkommen befindet sich in der Josef-Ruston-Gasse [sic!], benannt nach dem englischen Schiffsbauer Joseph John Ruston, der zeitweise in Floridsdorf tätig war und hier Schiffe konstruierte und baute. Vor rund 200 Jahren lag der heutige Fundort direkt am Ufer der Schwarzen Lacke, einem Arm der damals reicht verzweigten Donau (roter Punkt; rechts im Bild sieht man den Spitz):

Franziszeischer Kataster.png
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Dass dort die Art seit damals überdauert hat, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich.

Schöne Grüße
Stefan

Rolf Diran
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Re: Cyperus longus cf. subsp. badius verwildert in Floridsdorf

Beitragvon Rolf Diran » Donnerstag 6. September 2018, 16:59

Hallo Stefan,
zunächst einmal vielen Dank für die Info zum Ort. Ich werde bald einmal hinfahren. Dann Gratulation zur Recherche: Das ist sehr interessant. Ich würde übrigens nicht ausschließen, dass die Art dort überdauert hat. Nicht unbedingt an genau demselben Ort, aber in der Nähe. Und dass sie jetzt vielleicht sich wieder ausbreitet. Es wäre nicht der einzige solche Fall.
Ich denke da z.B. an Leersia oryzoides, die zu Neilreichs Zeiten „auf den Donau-Inseln“ vorkam, laut Flora Wiens aber nur noch vom Wienfluss bekannt ist. Ich habe sie einmal vor langen Zeiten in der Unteren Lobau hart an oder unmittelbar jenseits der Landesgrenze zu NÖ gefunden. Und nun hat sie sich auf der Donauinsel erfreulich ausgebreitet.
Was die Merkmale der Unterarten angeht, so kann ich im Wesentlichen nur das beitragen, was die Literatur hergibt. Und hier zeigt sich, dass Cyperus longus einer jener Fälle ist, in denen Beschreibungen der Art vielfach implizit auf die Sippe abzielen, die als typisch betrachtet wird, in diesem Fall eben subsp. longus. Dies ist vor allem früher sehr häufig vorgekommen. Oftmals dann, wenn, so wie bei subsp. badius, andere Sippen zeitweise als eigene Arten aufgefasst worden sind.
Liest man den Hegi, dann zeigt sich genau das: Erst im letzten Unterkapitel des Beitrages zu Cyperus longus, nämlich „Variabilität der Art“ wird klar, dass sich alles vorher Gesagte auf Cyperus longus subsp. longus bezieht, inklusive der Spirrenastanzahl (die Länge wird hier nicht als differenzierendes Merkmal erwähnt) und des Vorkommens in Bad Vöslau. Für C. l. subsp. badius wird für Mitteleuropa überhaupt nur ein Vorkommen erwähnt: „früher im Gebiet (bei Aachen)“.
Auch auf der Website der Stadt Vöslau wird die dortige Sippe als C. longus subsp. longus identifiziert: https://www.badvoeslau.at/de/lebenswert ... -2010.html. Darüber scheint also Konsens zu herrschen. Dass in der EFÖLS die Unterart für Bad Vöslau nicht angegeben wird, ist offenbar eine Auslassung.
Im Übrigen dürfte sich der beschriebene Unterschied in der Länge der Spirrenäste immer auf die der 1. Ordnung beziehen, so wie du vermutest. Die anderslautende Angabe in der EFÖLS dürfte ein weiterer Fehler sein. Man sieht auf vielen Fotos im Internet - auch auf deinen -, dass die dortige Angabe für subsp. longus - „5-10“ cm lang - für die Äste zweiter Ordnung so nicht stimmt, da sie meistens kürzer sind.
Zusammengefasst: Deine Fotos zeigen, dass die längsten - und um die geht es - Spirrenäste 1. Ordnung länger als 10 cm und dass die Spelzen hellrötlich, aber keineswegs schwarzrötlich sind. Ich sehe daher keine Merkmale, die auf die subsp. badius hinweisen. Im Internet gibt es viele Fotos, die diese Unterschiede zeigen.
Schöne Grüße,
Rolf


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