Botanische Feldforschung, aber wie?

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David27
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Botanische Feldforschung, aber wie?

Beitragvon David27 » Mittwoch 24. Oktober 2018, 21:33

Hallo Zusammen,

da ich hier ja neu bin mal ein paar Worte zu meiner Person:
Ich heiße David, bin 16 Jahre alt und komme aus dem südlichen Waldviertel.
Seit ich denken kann laufe ich allem Mehrbeinigem hinterher. Mit der Insektenzucht kam dann auch schon im Kindergartenalter die Botanik dazu, bei welcher ich letztlich geblieben bin. Leider waren meine Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme mit professionellen Biologen bzw. Botanikern bis jetzt sehr beschränkt. Aber jetzt hab ich dieses Forum gefunden :)
Seit diesem Jahr besitze ich seitens der NGM eine Sammelgenehmigung für alle Wirbellose, Pilze, Flechten & Gefäßpflanzen im Land NÖ inkl. Schutzgebiete. Dadurch steht, zumindest gesetzlich gesehen, meiner Tätigkeit als (Noch-) Hobby-Botaniker nichts mehr im Wege. Mein Ziel ist es Botanik zu studieren und mein Hobby zum Beruf zu machen.

Jetzt aber zur eigentlichen Frage:
Kürzlich habe ich mir überlegt wie die optimale Feldforschungsausrüstung eigentlich aussehen sollte. Doch selbst Google spuckte nichts passendes aus.
Bis jetzt hatte ich immer die Exkursionsflora, ggf. den Rothmaler (Atlasband), Lupe, Plastiktasche, Notizbuch und mein Smartphone zwecks Höhe und GPS-Daten dabei. Also im Groben eigentlich dass, was in der Exkursionsflora steht. Gibt es da eigentlich noch sinnvolle Erweiterungsmöglichkeiten?
Und: Ich habe jetzt schon öfters über die Quadranten gelesen aber nichts näheres gefunden. Soweit ich das mitbekommen habe dienen sie wohl für die Bundesweiten Verbreitungskarten. Aber ist die Position und Größe der Flächen auch irgendwo einsehbar um damit auch als Amateur arbeiten zu können? Bis jetzt habe ich für die Kartierung immer eine App auf dem Handy verwendet, aber bei dieser kann man die Karten beim Verschicken nur mit der selben App öffnen und meinem Wissen nach sonst in keinem weiteren GIS-System. Zudem weiß nicht ob es so sinnvoll wäre die Daten (besonders bei seltenen Arten) in die Karte von flora-austriaca zu laden da diese ja öffentlich einsehbar sind. Andererseits stehen sie dann aber auch der Wissenschaft zur Verfügung.

Das waren mal meine aktuellen Fragen.

Schönen Abend noch,
David

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Jürgen Baldinger
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Re: Botanische Feldforschung, aber wie?

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 25. Oktober 2018, 20:15

Hallo David,

willkommen im Forum! Gute Sache, wenn sich Youngsters für die Flora begeistern können. Und fein, dass Du hier das schöne Granit- und Gneis-Hügelland vertrittst. Wir freuen uns auf Deine Beiträge! Vielleicht willst Du ja gleich ein paar Eindrücke der Waldviertler Pflanzenwelt reinstellen. Was natürlich keine Verpflichtung sein soll. ;-)

Deine Ausrüstung klingt vernünftig, für unterwegs habe ich auch nicht mehr. Zuhause verwende ich noch ein Stereomikroskop, das erleichtert die Untersuchung deutlich. Andere arbeiten darüber hinaus auch mit (stärker vergrößernden) Durchlicht-Mikroskopen, aber das ist am Anfang nicht notwendig.

Zu Deiner Frage zu den Quadranten verweise ich auf folgenden Beitrag: viewtopic.php?f=7&t=63

Wenn Du noch mehr Fragen hast, nur her damit.

In diesem Sinne -
so long, J
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Hermann Falkner
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Re: Botanische Feldforschung, aber wie?

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 27. Oktober 2018, 18:06

Hallo David,
und ein herzliches Willkommen auch von mir!

Was mir noch einfällt - Geo-Daten einer bestimmten App sind in der Tat nicht so günstig, da die Daten transparent und übertragbar sind.
Die Quadranten sind als Referenzsystem in der Botanik unablässig, gespeichert werden Daten am besten aber immer noch mit "guten, alten" geographischen Koordinaten in Länge & Breite, die man in deiner App vermutlich eh auch abrufen kann. Relativ universell sind zB auch *.gpx-Dateien, einige Navis verwenden auch dieses Format - und man kann's zB auch in Google Maps importieren - vielleicht weisst du das eh längst (die jüngere Generation betrachtet oft Dinge als selbstverständlich, die ich selbst erst seit kurzem kenne ...), aber falls nicht, zB hier nachzulesen:
https://bikesisters.net/gpx-gps-track-r ... anleitung/
Damit sind *.gpx-Daten relativ "universell" verwendbar, Geo-Koordinaten gehen aber immer (auch digitale, die lassen sich ja relativ leicht in analoge umrechnen - und analoge Koordinaten lassen sich leicht im Quadranten-Schema der Bio-Kartierung zuordnen).

Hinsichtlich Bekanntgabe von Standorten sehr seltener Arten - ja, das kann natürlich sensibel sein; zwar vielleicht weniger bei "wenig attraktiven" wie Chenopodiaceen, aber auch hier ist Vorsicht geboten vor "Raritätenjägern".
Funde sollten jedenfalls in die Bio-Kartierung Österreichs einfliessen, das Kartierungsprojekt betreuen federführend Harald Niklfeld und Christian Gilli (Mailadressen gibt Google preis ;-); Fundmeldungen an diese oder andere Kollegen wären also sinnvoll - auch, aber nicht nur bei selteneren Arten!
Es macht also in jedem Fall Sinn, wenn du deine Funde systematisch erfasst und dann auch an die Kartierung weitergibst; das ist etwas, was ich verabsäumt habe - und im Nachhinein Ordnung in ein Chaos zu bringen ist immer sehr mühsam. In der Zeitschrift "Neilreichia" (= Vereinszeitschrift) und auch andren botanischen Zeitschriften (Stapfia fällt mir noch ein) werden Neufunde und interessante Wiederfunde auch regelmässig publiziert, und mit der Zeit kannst dann auch du dort vielleicht Meldungen veröffentlichen. Ältere Neilreichia-Artikel werden zum Gratis-Download bereitgestellt - und da kannst du dich bei Interesse dann ja ein wenig einlesen (hier auf Flora Austria! unter "Publikationen > Zeitschrift Neilreichia").

kurt nadler
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Re: Botanische Feldforschung, aber wie?

Beitragvon kurt nadler » Freitag 23. November 2018, 18:52

hallo david

als älteres semester (bzw. davon eigentlich völlig unabhängig) bin ich noch nicht im smartphone-zeitalter angekommen.
aber auch ich kann dir einen tipp geben, wie du floristische funde verwalten kannst.
du schaffst dir eine gps-kamera an - oder dein smartphone kann das eh.
du baust dir eine sammlung an belegfotos von pflanzen auf. dabei ists wichtig, von einer zu bestimmenden pflanze optimalerweise habitus, also den ganzen pflanzenkörper, einbettung in die begleitflora, weiters feinmerkmale wie insbesondere behaarung aufzunehmen.
viele arten lassen sich so auch im nachhinein bestimmen, etliche aber auch nicht.
achtung: seltene arten nicht ausreißen, auch wenn unterirdische pflanzenteile oft bestimmungsrelevant sind.
wenn du an einem derartigen archiv interessiert bist, ist es dann auch notwendig, die bilder zu beschriften. da gibts verschiedene systeme für ein leichtes wiederfinden. meins ist die digitale beschriftung in "tags", also hintergrundinfos zu den bildern, die im explorer unter eigenschaften als "markierung" auftauchen. in einem geeigneten fotoverwaltungsprogramm kannst du die bilder während dem anschaun beschriften. danach sind diese dann nach art oder unterart - wie du sie eben beschriftest, auf knopfdruck für die jeweiligen ordner, optimalerweise deinen ganzen bildfundus, abfragbar. bei unsicheren bestimmungen gibst du z.b. als eigene beschriftung ein "?" ein. dann kannst du beizeiten alle ?-fotos abfragen (und ins forum stellen). wenn alles klar ist, kannst das fragezeichen löschen und den richtigen namen eintragen und einen evtl. vorläufigen ersetzen.
vorteil ist, du hast wie bei der google-bildersuche zusätzlich auch eine eigene sammlung bestimmter arten zum nachschaun zur verfügung.
zweiter vorteil: du hast den beleg ziemlich genau (erahrungsgemäß 2-20 m) und beweiskräftig verortet.
wennst ganz schlau bist (ich bins (noch) nicht), kannst du die bildhintergrundinformationen auch datenbankmäßig exportieren, da sind dann taxa-name und geografische koordinaten drinnen, und an die datensammelstellen übermitteln.
wichtig ist dabei die verwendung rechtschreibfehlerfreier namen aus der aktuellen österr. bestimmungsliteratur.
wenn sich einmal ein pflanzenname ändert, kannst du übers fotoprogramm diesen namen für alle einträge mit einer aktion zentral ändern/aktualisieren.
besonders wichtig ist natürlich, grad wenn man noch nicht ganz sattelfest ist, sich 100%ig über eine bestimmung zu überzeugen, dass sie auch stimmt. denn falschangeben sollten möglichst vermieden werden. drum immer vorsichtig sein, obs für eine gattung noch eine andere ähnliche art gibt. im zweifel etliche quellen anzapfen, mit einzelnen - auch noch so guten - büchern oder internetquellen kommst bisweilen nicht zum ziel.

viel spaß und erfolg beim naturkundeln
kurt


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