Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
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Hermann Falkner
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Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 6. September 2019, 18:56

Liebes Forum,

es ist offenbar doch noch ein viel, viel weiterer Weg zur Verankerung eines halbwegs vernünftigen Naturschutzbewusstseins in der Bevölkerung, als ich gedacht habe ...
Ich wohne ja in der Donaustadt und daher ist mir ein Artikel in der BZ Sept. aufgefallen, den gibt's auch online:
https://www.meinbezirk.at/donaustadt/c- ... r_a3593472

Das Obere Mühlwasser ist so "grauslich", dass man gar nicht mehr drin baden kann, weil's so viele Wasserpflanzen gibt, in der Alten Donau wird ja fleissig gemäht, aber das Obere Mühlwasser wird komplett vernachlässigt, eine Barbarei - und Schikaniererei der Kleingartenanlagen-Bewohner! Auch den Fischern vergeht schon ganz die Lust, weil die Angeln dauernd irgendwo hängenbleiben! Das Paradies am Oberen Mühlwasser ist in Gefahr, steht auf und kämpft dagegen!!!

In einem zweiten Artikel heisst's dann gleich "Algenplage" in der Überschrift:
https://www.meinbezirk.at/donaustadt/c- ... r_a3593472
Hier gehts um das Untere Mühlwasser, wo sich eine Pensionistin beschwert, die dort immer mit dem Hund Gassi geht. Früher hätte man hier ja auch gemäht, aber die Mähboote seien ja jetzt alle auf der Alten Donau. (Was, wie im Artikel erwähnt, die MA45 bestreitet, im Mühlwasser sei nie gemäht worden).

Rein ökologisch gesehen ist das "Paradies am Mühlwasser" tatsächlich akut bedroht. Gut, dass beim Strandbad Stadlau durch den regen Badebetrieb wasserpflanzenmässig nicht viel los ist, mag ja noch angehen - es soll schon auch diese Badeplätze geben, die Stadt gehört allen. (Ich hab keine Ahnung, wie sie die "Algen" dort in Schach halten - überwiegend natürlich Myriophyllum sp., besonders M. spicatum, und Ceratophyllum demersum. Bei einer Begehung diesen Sommer hab ich aber z. B. keine Utricularia sp. im Mühlwasser gefunden - dabei allerdings dieses Gewässer weniger gründlich untersucht; das hab ich eh auch hier gepostet.)
Nur dass die Bedrohung halt von den Badegästen herrührt (den Hominiden und den Caniden ;-).

Den gedruckten Artikel füge ich auch noch an, der weicht inhaltlich ein wenig ab (mit anderen botanischen Delicatessen ;-).

Eigentlich sollte man sich ja den Spass machen, eine Gegenkampagne zu starten, das ist mir dann aber doch etwas zu mühsam ...
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Stefan Lefnaer
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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 6. September 2019, 19:06

Auch Fischer würden immer seltener ans Mühlwasser kommen. "Sie haben auch schon keine Lust mehr, weil sich die Angelschnüre ständig in den Pflanzen verheddern. Einmal hat sich sogar ein Schwan in einer Angelschnur verfangen und wir mussten ihn befreien."


Also die Wasserpflanzen sind schuld, weil sich ein Schwan in einer Angelschnur verfängt. Die Logik ist wirklich einmalig!

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Hermann Falkner
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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 6. September 2019, 19:09

Stefan Lefnaer hat geschrieben:Also die Wasserpflanzen sind schuld, weil sich ein Schwan in einer Angelschnur verfängt. Die Logik ist wirklich einmalig!

Den Satz hab ich auch sehr kurios gefunden!

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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 7. September 2019, 12:12

"Soichane Heisln", sagte der Bär zum Igel.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Stefan Lefnaer
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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 10. September 2019, 12:00

Die sollen sich ein Beispiel an den Kärntnern und ihrer Rosi nehmen! Dort wird alles weggeputzt, auch eine Callitriche-ähnliche Wasserpest. Nur "das Laichkraut" verschonen sie.

https://kaernten.orf.at/stories/3012032/

Oliver Stöhr
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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 10. September 2019, 19:59

Interessantes Wasserpest-Foto - das ist Qualitätsjournalismus ;-)
Hoffe es ist nicht Callitriche hamulata, die hier niedergemäht wird, denn die wäre wohl neu für Kärnten ...
LG
Oliver

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Hermann Falkner
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Re: Welch ein Skandal, das Wiener Mühlwasser wird nicht gemäht ...

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 26. August 2020, 21:50

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Die Mühlwasser-Lobby gibt nicht auf! - Top-Aktuelle Meldung aus der Bezirkszeitung Donaustadt vom 19./20.08.: Das Mühlwasser werde noch immer nicht gemäht!!!

Stimmt nicht, sagt die bz - es werde eh gemäht, im Bereich westlich vom Biberhaufen und beim Strandbad Stadlau; nicht aber am Oberen Mühlwasser, da das ein Naturdenkmal ist.
Ob nun gemäht wird oder nicht - ich hab mir das Mühlwasser anlässlich des Artikels wieder mal etwas genauer angeschaut: es stimmt tatsächlich, dass Ceratophyllum demersum dort in manchen Bereichen grössere Bestände bildet, die Mühlwasser-Anwohner sind aber offensichtlich sehr fleissige Badegäste, die sich bemühen, ihre Buchten von dem lästigen Zeug frei zu halten. Myriophyllum sp. (überwiegend sicherlich M. spicatum) ist allerdings auch eine dieser bösen "Schlingpflanzen", und Nymphaea alba ist gerade im Oberen Mühlwasser definitiv nicht verschwunden, sondern auch daran beteiligt, dass sich Badegäste nicht frei im Wasser bewegen können.
Immerhin "wirbt" die bz um Verständnis für das "Nicht-Mähen", was ja schon ein Fortschritt zum Artikel aus dem Jahr 2019 ist.

Gerade das Obere Mühlwasser ist übrigens nur an sehr wenigen Stellen wirklich frei zugänglich; es gibt eine öffentliche Badestelle, die offenbar auch ihre Stammgäste hat (ich war dort), auch Angler treiben sich dort herum (das Fischerei-Revier Oberes Mühlwasser - und damit wohl auch das Naturdenkmal?? - beginnt lt Ausschilderung unterhalb der Autobahnbrücke) - der Grossteil seines Ufers ist aber entweder Privatbesitz (Kleingartenhäuser) oder, entlang der Donaustadtstrasse, durch Blockwurfufer und einen schmalen Schilfgürtel als Badeplatz unattraktiv. Hier baden sicher sehr viel weniger Leute als im Unteren Mühlwasser.

Ausserdem - wenn schon, dann wäre Nuphar lutea zu schützen und nicht Nymphaea alba, die hier ein Kulturflüchtling ist.

Sei es, wie es sei - Raritäten habe ich bei meiner Stipvisite nicht ausmachen können, weder am Oberen noch am Unteren Mühlwasser; insbes. Utricularia hab ich keine gefunden, die wären um diese Jahreszeit nicht leicht übersehbar, ausser wenn es nur sehr kleine und verborgene Bestände geben würde. Verborgenes könnte sicherlich entdeckt werden, dazu müsste man das Gewässer aber entweder durchschwimmen oder per Boot erkunden.


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