Clematis recta in Salzburg

= Blütenpflanzen
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Georg Pflugbeil
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Clematis recta in Salzburg

Beitragvon Georg Pflugbeil » Dienstag 6. Juni 2017, 21:36

Ein toller Fund gelang mir gestern, gerade noch rechtzeitig vor dem Platzregen :-)
Ich habe Clematis recta am Ufer der Salzach südlich der Stadt Salzburg entdeckt. Es handelt sich somit um den ersten gesicherten Nachweis im Bundesland Salzburg. Bisher gab es nur eine vage Angabe als "verwildert bei Salzburg" aus dem 19. Jahrhundert.
Eine kräftige und reichlich blühende Pflanze wuchs direkt neben dem Treppelweg der Salzach bei Anif. Was mir allerdings Rätsel aufgibt ist, wie diese dort hingelangte. Der Standort neben dem Weg deutet auf eine Verwilderung durch Gartenabfälle hin... doch ist in der Nähe keine Wohngegend und auch sonst sind hier keine weiteren Verwilderungen oder Spuren von Abfällen zu finden gewesen. Eine Ausbreitung durch den Wind wäre eine Möglichkeit, doch sind die nähesten Vorkommen wohl an der unteren Traun zu finden. Auch könnte die Salzach die Früchte ausgebreitet haben, doch woher?? Flussaufwärts sind keine Fundorte bekannt. Mysteriös! Habt ihr eine Idee dazu?
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lg, Georg

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Hermann Falkner
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Re: Clematis recta in Salzburg

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 7. Juni 2017, 06:43

Hallo Georg, Vögel könnten evtl Verbreiter sein, Wind geht sich ja nicht leicht aus

Oliver Stöhr
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Re: Clematis recta in Salzburg

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 7. Juni 2017, 20:41

Hallo Georg,

als Ex-Salzburger ;-) möchte ich kurz antworten und v.a. gratulieren zu diesem schönen Fund!

Ein Indigenat dieser Art in Salzburg würde ich dennoch ausschließen, da es eben keine entsprechenden alten Angaben aus diesem Bundesland gibt (Leeder & Reiter 1959 führen diese Art gar nicht an) und an der Salzach - auch abseits der Siedlungen in den Auen und am Gewässerufer immer wieder Neophyten zu finden sind. Ganz ausschließen würde ich aber auch eine Ansalbung nicht - so gibt es z.B. ein mysteriöses Vorkommen von Orchis purpurea nahe dem Schloss Anif (Einzelblüten davon zieren übrigens die Titelseite der Broschüre "Geschützte Pflanzen in Salzburg" von Thomasser et al. 2010), das von A. Thomasser als "adventiv" eingestuft wird, wohl aber letztlich auf eine Ansalbung zurückgehen dürfte.

Gegen das Indigenat spricht auch die weite Entfernung zu den nächsten Vorkommen in OÖ., aber auch zu jenen in Bayern, die sich nach dem BIB an der unteren Isar bzw. an der Donau finden. Die Art wird in der BRD als wärmeliebende Stromtalpflanze angesehen. Die Samenausbreitung erfolgt gemäß floraweb.de mit Wind und über Klett. Aber weite Entfernungen mit dem Wind werden aufgrund der spezifisch schweren Samen wohl nicht zurückgelegt. Von einer Wasserausbreitung der Art ist mir nichts bekannt.

Schließlich spricht auch gegen das Indigenat, dass gerade das Gebiet um Salzburg als lange und sehr gut erforscht gilt und diese Art auffallen hätte müssen.

Übrigens wird Clematis recta auch im Gartenhandel angeboten: vielleicht ist sie - sehr spekulativ, zugegeben - von einer Gartenkultur über ein vierbeiniges Haustier via Klettausbreitung an die Salzachböschung gelangt!? ;-)

Viele Grüße
Oliver

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Georg Pflugbeil
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Re: Clematis recta in Salzburg

Beitragvon Georg Pflugbeil » Mittwoch 7. Juni 2017, 22:51

Vielen Dank für eure Stellungnahmen und den Versuchen, das Rätsel zu lösen :-)
Von einem Indigenat der Art in Salzburg bin ich aber eh nicht ausgegangen... das habe ich vielleicht falsch formuliert gehabt. Habe mich nur sehr gefreut, dass auch in Salzburg (wieder) mal ein Fund dieser schönen Pflanze gelang. Vielleicht sollte ich die Gärten der Umgebung absuchen, ob sich hier eine kultivierte Pflanze versteckt ;-) Deine Theorie klingt spannend! Eine ähnliche Spekulation hatte ich bei meinem Fund von Sporobolus indicus vor einer Wäscherei, denn im Neophytenatlas von Belgien wird eine Ausbreitung durch Wolle angegeben :-)
Das mit Orchis purpurea ist interessant. Kennst du erfolgreiche Projekte bei der Verpflanzung von Orchideen? Mir ist nichts wirklich bekannt... zumindest mehrjährige Erfolge.
lg, Georg

Oliver Stöhr
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Re: Clematis recta in Salzburg

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 8. Juni 2017, 19:56

Lieber Georg,
vielleicht habe ich auch das Wort "Indigenat" zu oft benutzt - nichtsdestotrotz ein feiner und auch interessanter Fund, der vorerst einige Fragen hinterlässt.
Bitte gerne mehr Funde aus dieser Kategorie :-)
Viele Grüße
Oliver


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