Vaccinium microcarpum; Betula nana - Schladminger Tauern
- Hermann Falkner
- Beiträge: 1818
- Registriert: Sonntag 23. Oktober 2016, 20:16
- Wohnort: Wien
Vaccinium microcarpum; Betula nana - Schladminger Tauern
Liebe Leute,
Vaccinium microcarpum zu erkennen ist gar nicht so leicht, einen bekannten Standort aufzusuchen hilft hier also enorm - Oliver Stöhr hat hier schon einen Artikel verlinkt: Robert Krisai, Die Verbreitung der Kleinfrüchtigen Moosbere in Österreich, der diesen Standort auch anführt - Schladming, Katastralgemeinde Untertal, am Untertalbach unweit des Tettermoors (ein Grauerlen-Niedermoor), jedoch nicht direkt dort, sondern ein Hang-Hochmoor auf einer Blockhalde mit "Blaslöchern", durch die kalte Luft strömt, sodass hier auf einer Höhe von unter 1200 msm fast "subalpine" Bedingungen vorherrschen.
Das Hangmoor ist ein Naturschutzgebiet ("Toteisboden") und darf nicht betreten werden, ein Lehrpfad führt aber durch das Moor und von diesem aus kann man auch vieles sehr gut beobachten, ohne sich nasse Füsse zu holen.
Ich kenne Vaccinium oxycoccos s. str. sehr gut, habe V. microcarpum hier aber zum ersten Mal gesehen (d. h. jedenfalls - so, dass ich sicher sein kann, dass es diese Art ist - aufgrund der Nennung des Vorkommens im Artikel) - und ich würde sagen, man erkennt V. microcarpum am Habitus in erster Linie daran, dass das Verhältnis von Frucht zu Blättern viel extremer ist - die Frucht etwa doppelt so breit wie die Blätter lang, während bei V. oxycoccos die Frucht in etwa so breit ist wie die Blätter lang sind; ausserdem ist die Frucht bei V. microcarpum nicht "schön rund" - wie auch in der Flora beschrieben -, das fällt aber nicht auf den ersten Blick auf. Dass die Art insgesamt etwas kleiner ist, würde man auch nur im direkten Vergleich sehen, hier kommt nur die kleinfrüchtigere V. microcarpum vor, und ohne Vergleich kann man nur nachmessen, wobei es hier aber einen Überlappungsbereich gibt.
Ausserdem in diesem Hang-Hochmoor: mit Betula nana eine ausgesprochene Rarität (in dieser Höhenlage!), die man übrigens auch unmittelbar neben dem Weg sieht; schliesslich natürlich Vaccinium myrtillus, Vaccinium vitis-idaea, sehr reich fruchtende und üppig wachsende Empetrum hermaphroditum, Drosera rotundifolia, und ausserdem auch die Nebelbeere, ich habe es aber versäumt zu prüfen, ob beide (Vaccinium uliginosus & gaultherioides) oder nur eine, V. gaultherioides gibt es in der Gegend in höheren Lagen überall und auch zahlreich, könnten also durchaus beide vorhanden gewesen sein.
Und natürlich Sphagnum sp. - welche Art(en) auch immer - sowie diverse Flechten.
Vaccinium microcarpum zu erkennen ist gar nicht so leicht, einen bekannten Standort aufzusuchen hilft hier also enorm - Oliver Stöhr hat hier schon einen Artikel verlinkt: Robert Krisai, Die Verbreitung der Kleinfrüchtigen Moosbere in Österreich, der diesen Standort auch anführt - Schladming, Katastralgemeinde Untertal, am Untertalbach unweit des Tettermoors (ein Grauerlen-Niedermoor), jedoch nicht direkt dort, sondern ein Hang-Hochmoor auf einer Blockhalde mit "Blaslöchern", durch die kalte Luft strömt, sodass hier auf einer Höhe von unter 1200 msm fast "subalpine" Bedingungen vorherrschen.
Das Hangmoor ist ein Naturschutzgebiet ("Toteisboden") und darf nicht betreten werden, ein Lehrpfad führt aber durch das Moor und von diesem aus kann man auch vieles sehr gut beobachten, ohne sich nasse Füsse zu holen.
Ich kenne Vaccinium oxycoccos s. str. sehr gut, habe V. microcarpum hier aber zum ersten Mal gesehen (d. h. jedenfalls - so, dass ich sicher sein kann, dass es diese Art ist - aufgrund der Nennung des Vorkommens im Artikel) - und ich würde sagen, man erkennt V. microcarpum am Habitus in erster Linie daran, dass das Verhältnis von Frucht zu Blättern viel extremer ist - die Frucht etwa doppelt so breit wie die Blätter lang, während bei V. oxycoccos die Frucht in etwa so breit ist wie die Blätter lang sind; ausserdem ist die Frucht bei V. microcarpum nicht "schön rund" - wie auch in der Flora beschrieben -, das fällt aber nicht auf den ersten Blick auf. Dass die Art insgesamt etwas kleiner ist, würde man auch nur im direkten Vergleich sehen, hier kommt nur die kleinfrüchtigere V. microcarpum vor, und ohne Vergleich kann man nur nachmessen, wobei es hier aber einen Überlappungsbereich gibt.
Ausserdem in diesem Hang-Hochmoor: mit Betula nana eine ausgesprochene Rarität (in dieser Höhenlage!), die man übrigens auch unmittelbar neben dem Weg sieht; schliesslich natürlich Vaccinium myrtillus, Vaccinium vitis-idaea, sehr reich fruchtende und üppig wachsende Empetrum hermaphroditum, Drosera rotundifolia, und ausserdem auch die Nebelbeere, ich habe es aber versäumt zu prüfen, ob beide (Vaccinium uliginosus & gaultherioides) oder nur eine, V. gaultherioides gibt es in der Gegend in höheren Lagen überall und auch zahlreich, könnten also durchaus beide vorhanden gewesen sein.
Und natürlich Sphagnum sp. - welche Art(en) auch immer - sowie diverse Flechten.
- Dateianhänge
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Vaccinium microcarpum - 20180814_0114_P8140114.jpg (1.48 MiB) 2630 mal betrachtet
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Betula nana - 20180814_0131_P8140131.jpg (905.04 KiB) 2630 mal betrachtet
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Habitat - 20180814_0105_P8140105.jpg (1.44 MiB) 2630 mal betrachtet
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
-
- Beiträge: 3828
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Vaccinium microcarpum; Betula nana - Schladminger Tauern
Lieber Hermann!
Achtung:
Inzwischen ist Vaccinium uliginosum agg. von einer Gruppe Biologen der Uni Innsbruck österreichweit in den letzten Jahren so weit erforscht, dass die Autoren feststellen mussten, dass die traditionell angewandten Trennungsmerkmale NICHT SICHERE Unterscheidungen ermöglichen. Die diploide gaultherioides gibts nur in Hochlagen und das schwerpunktmäßig im SW Österreichs, die tetraploide uliginosum gibts auch im Tiefland. Im Hochgebirge sind auch etliche Mischpopulationen bekannt. Eine sichere Bestimmung gibts nach aktuellen Wissensstand nur im Labor. Was uns beigebracht wurde, nämlich dass die Hochlagensippe gaultherioides wäre, ist eine Mär.
Herzliche Grüße
Kurt
Achtung:
Inzwischen ist Vaccinium uliginosum agg. von einer Gruppe Biologen der Uni Innsbruck österreichweit in den letzten Jahren so weit erforscht, dass die Autoren feststellen mussten, dass die traditionell angewandten Trennungsmerkmale NICHT SICHERE Unterscheidungen ermöglichen. Die diploide gaultherioides gibts nur in Hochlagen und das schwerpunktmäßig im SW Österreichs, die tetraploide uliginosum gibts auch im Tiefland. Im Hochgebirge sind auch etliche Mischpopulationen bekannt. Eine sichere Bestimmung gibts nach aktuellen Wissensstand nur im Labor. Was uns beigebracht wurde, nämlich dass die Hochlagensippe gaultherioides wäre, ist eine Mär.
Herzliche Grüße
Kurt
- Hermann Falkner
- Beiträge: 1818
- Registriert: Sonntag 23. Oktober 2016, 20:16
- Wohnort: Wien
Re: Vaccinium microcarpum; Betula nana - Schladminger Tauern
Lieber Kurt,
Danke herzlich für den Hinweis!
Das heisst also - ade mit Bestimmung der Arten im Feld ... zumindest vorerst einmal.
Lg Hermann
Danke herzlich für den Hinweis!
Das heisst also - ade mit Bestimmung der Arten im Feld ... zumindest vorerst einmal.
Lg Hermann
-
- Beiträge: 3360
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Re: Vaccinium microcarpum; Betula nana - Schladminger Tauern
Dazu eine interessante Arbeit: http://www.preslia.cz/P174Regele.pdf
Und noch ein Hinweis: Bei der heurigen Botanikertagung in Klagenfurt haben L. Silbernagl & P. Schönswetter ein Referat mit folgendem Titel gebracht:
Die zwei Sippen des Vaccinium uliginosum agg. unterscheiden sich (zumindest in Nordtirol) allein in der Größe der Blüten und der Ploidiestufe.
Also lässt sich mit blühenden Pflanzen offenbar doch was machen ...
LG
Oliver
Und noch ein Hinweis: Bei der heurigen Botanikertagung in Klagenfurt haben L. Silbernagl & P. Schönswetter ein Referat mit folgendem Titel gebracht:
Die zwei Sippen des Vaccinium uliginosum agg. unterscheiden sich (zumindest in Nordtirol) allein in der Größe der Blüten und der Ploidiestufe.
Also lässt sich mit blühenden Pflanzen offenbar doch was machen ...
LG
Oliver
Zurück zu „Spermatophyta (Samenpflanzen)“
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 48 Gäste