Cuscuta europaea & andere besondere Funde auf der Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal
- Hermann Falkner
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Cuscuta europaea & andere besondere Funde auf der Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal
Vielleicht haben nicht alle Teilnehmer der Vereinsexkursion Stiefern (10.07.17) Cuscuta europaea gesehen - direkt am Kamp kurz vor der Brücke nach Altenhof (ich war da in einer kleineren Gruppe, die noch einen früheren Zug erwischen wollte, die "Hauptexkursion" war hinter uns): die Art ist für das Gebiet schon bekannt, wie mir Clemens Pachschwöll mitgeteilt hat, aber durchaus nicht häufig - an seinen Standorten aber meist üppig wuchernd.
Ich kenne die Art aus Wien und Umgebung (Lobau, Schwechat-Unterlauf) und habe schon gesehen, dass der Schmarotzer seinen Wirt auch umbringen und sich dadurch die Lebensgrundlage entziehen kann; die Art scheint sich auch nicht so ohne weiteres grossflächig ausbreiten zu können, bisher habe ich nur isolierte Vorkommen gefunden, die auf wenige Quadratmeter begrenzt geblieben sind, obwohl potentielle Wirte (vorzugsweise Brennnessel und Hopfen) nicht unweit vom Standort auch reichlich "verfügbar" gewesen wäre.
Sowohl Cuscuta europaea als auch Cuscuta epithymum (ich kenne nur diese beiden Arten) sind bei der Wahl der Wirte nicht wählerisch - sie nehmen "eigentlich eh alles", aber um wirklich wachsen und gedeihen zu können, brauchen sie kräftige Pflanzen, die ausreichend Nährstoffe liefern: daher wohl auch die Vorliebe für Brennnessel bzw. noch vitaler kenne ich Cuscuta europaea an Hopfen.
Von diesem Vorkommen jedenfalls ein paar Bilder.
Obwohl die Trockenrasen aufgrund der Dürre ziemlich verbrannt waren, haben wir auf dieser Exkursion trotzdem sehr viel schönes gesehen, das Highlight war Myosurus minimus - allerdings leider nur ein völlig vertrocknetes Exemplar, in einem normal feuchten Jahr hätte die Art noch blühen können/müssen.
Sehr schön, wenn auch nicht sehr selten (aber nur auf diese Region begrenzt!), war auch die lokale Varietät von Geranium phaeum subsp. phaeum, jedoch nicht mit braunen, sondern hellvioletten Blüten - laut Prof. Fischer hat die Art trotzdem nichts mit Geranium phaeum subsp. lividum = der westlichen Rasse der Art zu tun.
Die "Kremstalrasse" schaut jedenfalls in jeder Hinsicht wie subsp. phaeum aus - bis auf die Farbe; bei der westlichen Rasse, subsp. lividum, ist jedoch nicht nur die Farbe anders, sondern auch der "Blattschnitt", wenn man sich Bilder aus dem Internet sieht: damit man sich ein "Bild" machen kann, auch noch eins von der "Kremstalrasse".
Insgesamt ist die Flora der Region noch überraschend stark pannonisch geprägt, mit Staphylea pinnata und Clematis recta am Kremsufer und sogar Nonea pulla am Bergrücken zwischen Stiefern und Plank; auch die Segetalflora ist noch "gut pannonisch" mit Arten wie Papaver argemone und Neslia paniculata sowie weiteren Arten, die wir wohl aufgrund der Dürre nicht gefunden haben (Ranunculus arvensis z. B.) - das ist natürlich nur ein kleiner Auszug der besprochenen Arten.
Ich kenne die Art aus Wien und Umgebung (Lobau, Schwechat-Unterlauf) und habe schon gesehen, dass der Schmarotzer seinen Wirt auch umbringen und sich dadurch die Lebensgrundlage entziehen kann; die Art scheint sich auch nicht so ohne weiteres grossflächig ausbreiten zu können, bisher habe ich nur isolierte Vorkommen gefunden, die auf wenige Quadratmeter begrenzt geblieben sind, obwohl potentielle Wirte (vorzugsweise Brennnessel und Hopfen) nicht unweit vom Standort auch reichlich "verfügbar" gewesen wäre.
Sowohl Cuscuta europaea als auch Cuscuta epithymum (ich kenne nur diese beiden Arten) sind bei der Wahl der Wirte nicht wählerisch - sie nehmen "eigentlich eh alles", aber um wirklich wachsen und gedeihen zu können, brauchen sie kräftige Pflanzen, die ausreichend Nährstoffe liefern: daher wohl auch die Vorliebe für Brennnessel bzw. noch vitaler kenne ich Cuscuta europaea an Hopfen.
Von diesem Vorkommen jedenfalls ein paar Bilder.
Obwohl die Trockenrasen aufgrund der Dürre ziemlich verbrannt waren, haben wir auf dieser Exkursion trotzdem sehr viel schönes gesehen, das Highlight war Myosurus minimus - allerdings leider nur ein völlig vertrocknetes Exemplar, in einem normal feuchten Jahr hätte die Art noch blühen können/müssen.
Sehr schön, wenn auch nicht sehr selten (aber nur auf diese Region begrenzt!), war auch die lokale Varietät von Geranium phaeum subsp. phaeum, jedoch nicht mit braunen, sondern hellvioletten Blüten - laut Prof. Fischer hat die Art trotzdem nichts mit Geranium phaeum subsp. lividum = der westlichen Rasse der Art zu tun.
Die "Kremstalrasse" schaut jedenfalls in jeder Hinsicht wie subsp. phaeum aus - bis auf die Farbe; bei der westlichen Rasse, subsp. lividum, ist jedoch nicht nur die Farbe anders, sondern auch der "Blattschnitt", wenn man sich Bilder aus dem Internet sieht: damit man sich ein "Bild" machen kann, auch noch eins von der "Kremstalrasse".
Insgesamt ist die Flora der Region noch überraschend stark pannonisch geprägt, mit Staphylea pinnata und Clematis recta am Kremsufer und sogar Nonea pulla am Bergrücken zwischen Stiefern und Plank; auch die Segetalflora ist noch "gut pannonisch" mit Arten wie Papaver argemone und Neslia paniculata sowie weiteren Arten, die wir wohl aufgrund der Dürre nicht gefunden haben (Ranunculus arvensis z. B.) - das ist natürlich nur ein kleiner Auszug der besprochenen Arten.
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Zuletzt geändert von Hermann Falkner am Samstag 24. Juni 2017, 00:05, insgesamt 1-mal geändert.
- Stefan Lefnaer
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Re: Cuscuta europaea (Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal)
Ein weiterer chlorophyllloser Schmarotzer, den nicht alle Exkursionsteilnehmer sahen, war Phelipanche arenaria, die auf einer trockenen Böschung gefunden wurde und neu für den (und die anderen begangenen) Quadranten ist. Die Art parasitiert auf Artemisia-Arten und ist durch die vorhandenen Vorblätter und etwas gestielten Blüten als Phelipanche erkennbar. Von den anderen Phelipanche-Arten unterscheidet sie sich durch die dicht wollig behaarten Antheren. Hier Fotos dazu:
Schöne Grüße,
Stefan
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Stefan
- Clemens Pachschwöll
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Re: Cuscuta europaea (Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal)
Liebe Leute,
Eine unklare Art der Kamptal-Exkursion die ich mitgenommen habe, möchte ich noch ansprechen. Wie Stefan schon richtig vermutet hat, handelt es sich bei der Luzula im bodensauren Ei-Hb-Wald in der Reising kurz vor Thürneustift um Luzula divulgata. Diese Art wurde erst 1979 beschrieben und davor nicht von L. campestris und L. multiflora unterschieden.
https://link.springer.com/article/10.1007/BF02854934
Abbildungen zu den wichtigen Antheren- und Samenmerkmalen gibt's z.B. im Rothmaler oder im Király. Im ganz Ostösterreich ist sie sicherlich unterkartiert und ist auch neu für den Qu. 7459/4 (Thürneustift).
Übrigens: die Melica picta (von MAF) hat sich ebenfalls als richtig herausgestellt und ist damit neu für das Kamptal und das gesamte südliche Waldviertel. Mehr dazu ev. in der Neilreichia.
Eine unklare Art der Kamptal-Exkursion die ich mitgenommen habe, möchte ich noch ansprechen. Wie Stefan schon richtig vermutet hat, handelt es sich bei der Luzula im bodensauren Ei-Hb-Wald in der Reising kurz vor Thürneustift um Luzula divulgata. Diese Art wurde erst 1979 beschrieben und davor nicht von L. campestris und L. multiflora unterschieden.
https://link.springer.com/article/10.1007/BF02854934
Abbildungen zu den wichtigen Antheren- und Samenmerkmalen gibt's z.B. im Rothmaler oder im Király. Im ganz Ostösterreich ist sie sicherlich unterkartiert und ist auch neu für den Qu. 7459/4 (Thürneustift).
Übrigens: die Melica picta (von MAF) hat sich ebenfalls als richtig herausgestellt und ist damit neu für das Kamptal und das gesamte südliche Waldviertel. Mehr dazu ev. in der Neilreichia.
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- Clemens Pachschwöll
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Re: Cuscuta europaea (Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal)
Fotos von Luzula divulgata in der Reising kurz vor Thürneustift.
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- Stefan Lefnaer
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Re: Cuscuta europaea (Vereinsexkursion Stiefern/Kamptal)
Lieber Clemens,
hast du die Spaltöffnungen gemessen und haben die zu den Werten in der Exkursionsflora oder dem Rothmaler gepasst? Ich habe die schon öfters angesehen, bin aber dann nie zu einem konsistenten Bestimmungsergebnis gekommen. siehe auch hier. Daher würde mich interessieren, wie es dir dabei erging.
Schöne Grüße,
Stefan
hast du die Spaltöffnungen gemessen und haben die zu den Werten in der Exkursionsflora oder dem Rothmaler gepasst? Ich habe die schon öfters angesehen, bin aber dann nie zu einem konsistenten Bestimmungsergebnis gekommen. siehe auch hier. Daher würde mich interessieren, wie es dir dabei erging.
Schöne Grüße,
Stefan
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