Rosmarinus officinalis verwildert in Nussdorf?

[Oliver Stöhr]

Heute habe ich mitten in Nussdorf, sonnseitig auf rd 750 msm, in einer Pflasterritze vor einem Bauernhaus einer Rosmarin-Pflanze gesichtet, bei der ich mir kaum vorstellen kann dass sie hier gepflanzt worden ist. Eine ältere Pflanze stand kultiviert nur wenige Meter entfernt.
Möglicherweise der Erstnachweis für Tirol!?

Lg
Oliver

[Jürgen Baldinger]

Spannend. Ich frage mich schon lange, welche Bedingungen bei uns vorherrschen müssen, ehe Verwilderungen dieser Art häufiger werden. Ab wo gibt es die uns nächsten beständigen Vorkommen?

[kurt nadler]

Gewaltig! So was wird man im Burgenland vielleicht noch nicht finden(?).

[Peter Pilsl]

wir haben in Salzburg an zwei Stellen ebenfalls schon Rosmarin verwildert gefunden, wenn auch noch deutlich kleinere Pflanzen.

[Jürgen Baldinger]

Hier habe ich eine Verbreitungskarte gefunden, subspezifisch aufgelöst. Die uns nächsten beständigen Vorkommen gibt es offenbar an der ligurischen Küste. Das wird dann offenbar noch eine Zeitlang dauern, ehe der Rosmarin zum Beispiel auf der Perchtoldsdorfer Heide auftaucht. Wohl erst, wenn sie vom Trockenrasen zur immergrünen Hartlaub-Strauchheide geworden ist..

Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Screenshot_20240124_075528_Brave.jpg (392.37 KiB) 332 mal betrachtet

[Oliver Stöhr]

Danke für eure Rückmeldungen und Jürgen für die Karte; sie zeigt recht gut das doch große Areal dieser westmediterranenen Art. Verwildert (ob aber auch beständig?) und näher zu uns findet man den Rosmarin auch schon Istrien im eumediterranen westl. Küstenbereich (vgl. Exkursionsflora von W. Rottensteiner).
Noch zu Nussdorf/Osttirol: Der Standort der Verwilderung (Sonnenhang) ist sicher sehr klimatisch begünstigt, jeden Winter apert es in diesem Bereich am frühesten aus und die Phänologie startet dort mit am frühsten. Selbst bei uns in der Debant (Talboden, nur 3 km entfernt) haben wir den Rosmarin die letzten zwei Jahre im Winter auf der Terrasse gelassen, ohne dass der irgendwelche Frostschäden oder dergl. hätte ...
LG
Oliver

[Jürgen Baldinger]

Was hattet ihr in dieser Zeit als Tiefsttemperatur?

Ein Problem bei unserem Klima ist wohl der Frost für die Jungpflanzen, könnte ich mir vorstellen. Die Karte der europäischen Winterhärtezonen zeigt für einen großen Teil des Verbreitungsgebiets mindestens Zone 9, also Minimumwerte von -1,2° C bis -6,6° C, in Spanien auch Zone 8 (-6,7° C bis -12,2° C) Wie häufig werden diese aber erreicht? In Nizza zum Beispiel sind Temperaturen um den Gefrierpunkt Ausnahmeereignisse, die durchschnittlichen Minimalwerte liegen da im Jänner bei 5,3° C (Wien -0,8° C, Innsbruck -5,2° C). Die milden Jahre reichen im Westmediterran vielleicht zum Etablieren der Jungpflanzen?

[Oliver Stöhr]

Die Station Lienz (die einzige Wetterstation bei uns) meldet für den Jänner 2024 bislang ein Mittel von -1,2 Grad: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/kli ... 1-23&ref=1
Im Vergleich zum langjährigen Mittel der Periode 1961-1990 eine Abweichung von +4 Grad!
Der Standort Nussdorf ist sicher nochmals begünstigter, da hier der Kaltluftsee, der oft im Lienzer Becken liegt, nicht gegeben ist.
Tiefsttemperaturen in der Nacht lagen bei uns in den letzten Tagen bei ca. -5 Grad.

[Jürgen Baldinger]

Und in den den vergangenen zwei Jahren?

[Oliver Stöhr]

Du kannst beim angefügten Link der ZAMG (nun Geosphere Austria) die Monate und Jahre selbst festlegen :-)
2022 lag der Jännermittelwert für Lienz bei -2,2 Grad, 2023 lag er bei nur -0,6 Grad.