Abies concolor verwildert in Lienz - neu für Österreich?

[Oliver Stöhr]

Heute habe ich mitten Lienz an der Drauböschung ein junges Ind. der Kolorado-Tanne (Abies concolor) in einem Ufergehölz erspäht, das von einem alten, nur 40 m entfernten Altbaum entfernt wächst. Die Pflanze ist ca. 0,5 m hoch und fällt durch ihre langen blaugrünen Nadeln auf; ihr zweiter dt. Name ist bezeichnenderweise Grau-Tanne. Im Vergleich zur benachbarten Jungfichte (siehe Fotos) fällt die Art sofort auf.

Die Art ist im westlichen Nordamerika heimisch, wo sie bis 3000 m in den Rocky Mountains wächst. Bei uns wird die Art gerne als Park- und Gartenbaum kultiviert. Lt. Wikipedia ist sie äußerst unempfindlich gegenüber langen Wintern und übersteht Temperaturen von −39 °C und +38 °C sowie auch längere trockene Phasen.

Nach meiner Schnellrecherche könnte es sich um den Erstnachweis dieser Art für Österreich handeln, zumal weder in der Liste der Gefäßpflanzen Österreichs noch in der noch unveröff. aktualisierten Liste der Neophyten Österreichs (die wohl heuer erscheinen wird) diese Art aufscheint. Aber vielleicht kennt ja wer Angaben aus Österreich?!

[Jürgen Baldinger]

Bei dieser Temperaturtoleranz jedenfalls spannend.

[Norbert Griebl]

Interessanter Fund, meines Wissens ein Neufund für Österreich.
Ich habe zu dieser Art zusammengeschrieben:

Aus dem westlichen Nordamerika stammt die Kolorado-Tanne, Abies concolor, die bei uns seit spätestens 1851 als Zierbaum genutzt wird und die in zahlreichen Sorten wie `Archers Dwarf´ (1982) oder `Wintergold´ (1979) im Pflanzenhandel ist. Die Art ist hitzeverträglich, stadtklimafest, unempfindlich gegenüber sommerlicher Trockenheit und Winterkälte (BRUNS 2009). Selten tritt sie durch Naturverjüngung verwildert auf, so in Baden-Württemberg (BREITFELD & al. 2021), um Nürnberg-Erlangen in Bayern (LIPPERT & MEIEROTT 2018), in Berlin (HAND & THIEME 2023), Revier Greven in Mecklenburg-Vorpommern (FUKAREK & HENKER 2005). Der Fund für Bayern wird in der deutschen Florenliste (HAND & THIEME 2023) als fraglich geführt. Subspontan auch in Norwegen (GEDERAAS & al. 2012). Subspontan auch in Frankreich (INPN 2021). Subspontan in Großbritannien (CLEMENT & FOSTER 1994). Subspontan auch in Tschechien (PYŠEK & al. 2012).

LG Norbert

[Oliver Stöhr]

Danke Norbert - wie immer eine feine Übersicht!
Lg
Oliver