Diplotaxis erucoides und Primula x hybrida in der Steiermark

[Michael Hohla]

Liebe Freund*innen der Adventivflora,
dieses Wochenende konnte ich zwei interessante Beobachtungen in Graz machen und zwar gestern am 9.3.2023 ein Exemplar von Diplotaxis erucoides (Weiß-Doppelrauke, auch "Wasabi-Rauke") in einer Ritze am Lendplatz und heute 10.3.2023 einige Pflanzen von Primula x hybrida (Pruhonicensis-Primel-Hybriden) in der Rasenfläche eines Gartens in der Ziegelstraße in Graz-Andritz. Möglicherweise sind beide Funde Neunachweise für die Steiermark.
Diplotaxis erucoides könnte im Zuge des Bauernmarktes am Lendplatz eingeschleppt oder aus dem Gewürzladen ganz in der Nähe des Fundortes entkommen sein. Bei den Primelhybriden in Andritz handelt es sich um Verwilderungen von Gartenpflanzen und Rückkreuzungen mit der im Garten ebenfalls reichlich wachsenden Primula vulgaris. Liebe floristische Frühlingsgrüße, Michael Hohla

[Norbert Griebl]

Schöne Funde, danke Michael!

Für Diplotaxis erucoides ist es meiner Meinung nach ein Erstfund für die Steiermark, auch für die Primula juliae-Hybrde.

Ich habe für Diplotaxis erucoides zusammengeschrieben:
Unbeständig und vereinzelt, so im Seewinkel des Burgenlandes (FISCHER & al. 2008), bei Rutzendorf, Trasdorf, Atzenbrugg, Zwentendorf, Pischelsdorf und Dürnrohr in Niederösterreich (BERNHARDT & al. 2008), Oberösterreich (FISCHER & al. 2008) und Breitenlee in Wien (ESSL & RABITSCH 2002). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 1971 (FORSTNER & HÜBL 1971, GLASER & al. 2024). Die Art wird in FISCHER & al. (2008) für den Seewinkel genannt, konkrete Funddaten fehlen aber (GILLI & al. 2022). Die Angabe für Oberösterreich wird in GLASER & al. (2024) als irrig geführt.

Gartenhybriden aus der kaukasischen Teppich-Primel, Primula juliae, und den im Gebiet heimischen Arten Wald-Schlüsselblume, Primula elatior, und Stängellose Schlüsselblume, Primula vulgaris, werden Teppich-Primel-Hybriden, Primula-Juliae-Hybriden, genannt. Primula juliae kam wenige Jahre nach ihrer Entdeckung 1901 nach Deutschland und 1911 nach England. Seit 1910 wird vor allem in Deutschland mit der Art gezüchtet, es entstanden die Primula-Juliae-Hybriden, die im Gartenhandel oft noch als Primula ×pruhoniciana geführt werden. Diese Bezeichnung entstammt dem Ort Pruhonitz in der Nähe von Prag, wo der österreichisch-ungarischen Dendrologischen Gesellschaft 1913 die erste Kreuzung aus Primula vulgaris `Caerulea´ × Primula juliae gelang. `Wanda´ war ein frühes Ergebnis dieser Zucht, und ist auch heute noch die bekannteste Sorte in dieser Gruppe. Primula-Juliae-Hybriden werden in zahlreichen Sorten wie `Blaukissen´ oder `Ostergruß´ kultiviert (JELITTO & al. 1990) und verwildern vereinzelt, so 2003 im Kies am Friedhof Ranshofen, Gemeinde Braunau in Oberösterreich (HOHLA 2006) und bei Amlach in Osttirol (STÖHR 2017). Der Erstnachweis für Österreich erfolgte 2003 (GLASER & al. 2024).

LG Norbert