Cyclamen purpurascens

= Blütenpflanzen
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Hermann Falkner
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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 19. Oktober 2017, 19:22

Hallo Hannah, sende meine aus dem Waldviertel doch jetzt schon - am Wochenende kommt nämlich nix dazu, es ist mir was dazwischengekommen, und wir wollen ja nicht, dass das "Gemüse" schlecht wird ;-)

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Hannah
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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hannah » Donnerstag 19. Oktober 2017, 20:40

Danke!
Ist auch gut so, weil Mittwoch fahren wir in die Lombardei.
Viele liebe Grüße von
Hannah

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Hermann Falkner
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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 26. Oktober 2017, 18:44

Hallo Hannah,

hoffe die Blätter aus dem Waldviertel sind gut angekommen ;-)

Demnächst hab ich auch noch welche aus der Buckligen Welt (Bild anbei, wieder aus Eichen-Hainbuchenwald; auf diesem Berg jedoch fast überall sehr zahlreich vorhanden, sogar in den wenigen Fichtenpflanzungen, dort klarerweise nur spärlich, und natürlich auch im Buchenwald, der den grössten Teil des Berges bedeckt): aufgesammelt heute, am 26.10.17, in Grimmenstein, Kulmriegel, Quadrant 8362/4, ca. 430 m msm, ca. 16°07'25" E 47°37'25" N, auch noch blühend (es ist noch relativ mild und am Kulmriegel haben noch dutzende Exemplare geblüht).
Die Blätter liegen wieder im Gemüsefach, verschicke ich spätestens nächste Woche (evtl. kommt am Wochenende noch was dazu, falls ich trotz schlechter Vorhersage dazu komme, was aufzusammeln).
Die Vorkommen in der Buckligen Welt schliessen unmittelbar an die von Rax und Schneeberg an - und sollten demnach genetisch auch kaum verschieden sein. Östlich davon, im Burgenland, kommt Cyclamen purpurascens übrigens auch an vielen Stellen vor.

Ausserdem warte ich mit dem Schicken, bis du zurück bist - damit die Kühlkette nicht zu lange unterbrochen bleibt.

LG
Hermann
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Hannah
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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hannah » Donnerstag 26. Oktober 2017, 19:23

Vielen Dank!
Ich wollte mich eigentlich gestern schon gemeldet haben. Die Cyclamen sind gestern Morgen noch gut angekommen und ich habe sie vor der Abfahrt "versorgt". Wir sind über die Churfirsten gefahren. Dort am Walensee haben sie auch noch geblüht. Die Blätter waren auch riesig und "rund". Ich glaube die machen solche Blätter, wenn sie glücklich sind.
Viele liebe Grüße von
Hannah

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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 27. Oktober 2017, 20:12

Liebe Hannah,

ich habe heute Blätter im Kreuttal im niederösterreichischen Weinviertel gesammelt (48°26'37.3"N 16°27'42.8"E, ~200 m ü. A.). Das Kreuttal wird von Laubmischwäldern (v.a. Eichen-Hainbuchen) bedeckt und gehört geologisch zur Greifensteinformation, Teil der Flysch-Hauptdecke. Auch der Flysch-Wienerwald gehört da dazu. Floristisch ist das Kreuttal jedoch Teil der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion und Cylamen daher eher ungewöhnlich. Laut der österreichischen Exkursionsflora "darf" die Art dort in der collinen Höhenstufe eigentlich gar nicht auftreten. Das wurde schon einmal in einem Artikel (S. 72) angesprochen, die Vorkommen sind jedoch groß und teilweise von der Straße aus nicht zu übersehen. Es wäre interessant zu wissen, ob sich die Pflanzen genetisch von den Wienerwald-Vorkommen unterscheiden.

Was mir noch eingefallen ist, ist dass in diesem Artikel ein Zusammenhang zwischen den Verbreitungsarealen von Cyclamen purpurascens und Scilla bifolia agg. hergestellt wird. Im Kreuttal tritt Scilla spetana auf, eine Kleinart, die sonst nur in Ungarn zu finden ist.

Jedenfalls werde ich meine Blätter am Montag abschicken.

Schöne Grüße
Stefan

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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hannah » Samstag 28. Oktober 2017, 08:53

Vielen Dank!
Das mit dem Blaustern ist interessant. Im Schwarzwald oben, vor allem am Kaiserstuhl gibt es Blaustern, aber keine Alpenveilchen. In Schaffhausen gibts auch kein Scilla, dafür im Tessin und am Walensee. Interessant.
Am Samstag sind wir wieder daheim. Hier in der Lomardei gibt es auch jede Menge Cyclamen. Die blühen aber nicht mehr.
Viele liebe Grüße von
Hannah

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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 28. Oktober 2017, 12:30

Hallo Hannah,

ich hab den von Stefan verlinkten Artikel auch noch nicht gekannt - sehr interessant, der Artikel sagt aber (natürlich) nicht aus, dass die beiden Arten "immer" oder auch nur häufig gemeinsam vorkommen, sondern dass die gemeinsamen Areale etwas über die Herkunft der Arten aussagen könnte (d. h. ob nacheiszeitlich eingewandert oder doch während der Eiszeiten hier überdauernd).

Cyclamen purpurascens und Scilla bifolia agg. haben ja durchaus unterschiedliche Bodenansprüche, jedoch mit einem Überschneidungsbereich; als typisches Habitat von Cyclamen purpurascens würde ich den "klassischen" mitteleuropäischen Buchenwald sehen (jedenfalls in Ober- und Niederösterreich), der für Scilla bifolia (gewöhnlich) zu trocken ist, bzw. ist Scilla bifolia agg. typischerweise eine Auwaldpflanze (Bachauen, Flussauen) und zumindest in den (ursprünglichen) Überschwemmungsauen an der Donau (heute vielfach von Hochwässern abgetrennt) fehlt Cyclamen völlig, die Art mag wohl keine stauende Nässe.
Dazwischen gibt es aber natürlich viele Habitate, in denen sich beide Arten wohlfühlen.
Buchenwald und Donau-Auen kommen sich bei uns meines Wissens in der Haslauer Donau-Au östlich von Wien am nächsten, wo an einem schattigen (nordexponierten) Donau-Prallhang der vermutlich tiefliegendste Buchenwald liegt (ab rund 155 msm), und zwar unmittelbar oberhalb einer Pappel-Weiden-Au: dort gibt es aber Cyclamen purpurascens meines Wissens gar nicht, bzw. habe ich jedenfalls dort noch nie gesehen - und ich kenne das Gebiet zwar nicht sehr gut, war aber doch schon öfters dort.
Beide Arten kommen natürlich auch in weniger typischen Habitaten vor, und das sogar recht zahlreich: Scilla vindobonensis etwa massenhaft in ehemaligen bzw. austrocknenden Auen (Wiener Prater, oder auch die Lanzendorfer Au südlich von Wien, die inzwischen wohl gar nie mehr überschwemmt wird); Cyclamen purpurascens oft auch in Eichen-Hainbuchenwäldern, wenn die nicht zu trocken sind, oder in Bach- und Flussauen bis zur Überschwemmungsgrenze, oder sogar in Fichtenpflanzungen, sofern das "eigentlich" Cyclamen-Standorte sind, wobei sich die Art dort sichtlich nicht wohlfühlt und nur am Rand solcher Pflanzungen bzw. in kleinen Lichtungen überleben kann (das Bild ist wieder aus der Buckligen Welt bei Grimmenstein; Clematis vitalba ist ein weiterer Hinweis darauf, dass das gar kein Fichten-Standort ist, sie klettert hier auch auf Nadelbäume ;-).

Habe den Artikel jetzt kurz quergelesen - es gibt offenbar einige Stellen, an denen ein eiszeitliches Überdauern von sowohl Scilla bifolia agg. als auch Cyclamens purpurascens möglich und wahrscheinlich war; bzw. insbes. wird erwähnt, dass das Areal von Scilla vindobonensis von Ybbs über das Krems- und Kamptal bis ins Thayatal und weiter nach Mähren geht - und dass dasselbe auch für das Areal von Cyclamen purpurascens gilt, und beide Arten sind myrmekochor (damit ist wohl gemeint, dass sich diese Arten nicht so leicht bzw. jedenfalls nicht so schnell über ein so grosses Areal ausbreiten könnten? das ist mir selbst nicht ganz klar und wird im Artikel auch nicht ausdrücklich besprochen, wenn ich's nicht überlesen habe).
Cyclamen kommt natürlich auch noch weiter westlich vor, aber wenn dieser Befund stimmen sollte und die westlichen Vorkommen woanders herkommen (also von Westen her zugewandert), dann müssten bzw. könnten die niederösterreichischen Vorkommen genetisch von den westlich davon liegenden abweichen, bzw. bei Scilla liegen unterschiedliche Sippen vor - im Osten Scilla vindobonensis (die deutlich von den restlichen Kleinarten von Scilla unterschieden werden kann) und im Westen Scilla drunensis (mit Schwerpunkt in Oberösterreich), wobei Scilla drunensis laut Artikel weiter westlich ebenfalls "vor Ort" ein eiszeitliches Überdauerungszentrum gehabt haben könnte.

Dem Autor Franz Speta geht's dabei also darum, wie es zur Sippendifferenzierung zwischen den einzelnen Scilla-Varianten gekommen ist (er hat sich ja sehr intensiv mit dieser Gattung befasst bzw. ist Scilla spetana sogar nach ihm benannt worden), er vertritt die These, dass sich diese schon im Tertiär ausdifferenziert haben und dass die Areale der Kleinarten schon +/- im Tertiär ausgebildet worden sind - und andere myrmekochore Arten wie eben Cyclamen purpurascens könnten zur Unterstützung dieser These herangezogen werden.

Dabei erwähnt er auch mögliche Varietäten bei Cyclamen, etwa (S. 43) womöglich früher zu blühen beginnende Populationen, oder auch im Aussehen leicht verschiedene aus der Tatra (Slowakei/Polen); solche Individuen aus Gebieten östlich von Österreich (oder auch nördlich - Südmähren!) wären für dich also womöglich auch interessant!
Es sind auch zwei Verbreitungskarten im Artikel (zwischen S. 30 und 31), die auch für mich sehr intressant ist: die Vorkommen im oberösterreichischen Donautal, die ich auch kenne (zB aus Untermühl im Mühlviertel), werden dort als natürliche Vorkommen angeführt, was auch immer mein Empfinden war (das Habitat passt ganz einfach und die Art ist dort häufig, wenn auch nur auf kleinem Areal, was kaum der Fall wäre, wenn es nur ein Gartenflüchtling in eigentlich nicht geeignetem Habitat wäre).
Die Karten zeigen auch sehr deutlich, dass Scilla agg. ein viel kleineres Areal hat, da überwiegend auf die Stromtäler und Bachauen begrenzt, Cyclamen hat ein viel grösseres Areal.

Soweit ich das sehe,*) wären deine Untersuchungen zu Cyclamen purpurascens auch im Hinblick auf Areale anderer Arten wie insbes. Scilla agg. sehr interessant, bzw. wären wie gesagt auch die Beziehungen zu Cyclamen-Arealen in Tschechien und der Slowakei eine Untersuchung wert, falls du irgendwie zu Material aus diesen Ländern kommst. (Mähren wäre für mich noch eher erreichbar bzw. im Nationalpark Thayatal - an der Grenze liegend - habe ich Cyclamen schon auf beiden Seiten der Grenze auch gesehen; die Tatra ist doch eher etwas weit weg ...)

*) bitte nicht "streng" sein, falls ich da überinterpretiere, ich bin kein Genetiker (noch nicht einmal "gelernter" Botaniker, und gerade wenn's um Genetik geht, fehlt mir ganz einfach das Fachwissen und tw. auch das Verständnis bzw. viele Begriffe aus der Genetik kenne ich gar nicht, geschweige denn dass ich sie richtig interpretieren könnte ;-)

LG
Hermann
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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 28. Oktober 2017, 17:50

Lieber Hermann,

das mit Scilla bifolia agg. als Auwaldpflanze kann nicht immer stimmen: am Haberg bei Wischthal kommt Scilla drunensis zwischen der Huttererkapelle und dem Gipfel (Sendemast) massenhaft vor und das ist ganz oben am Berg (... im Weinviertler Sinne, da sind 414 m schon ein Berg).

Schöne Grüße
Stefan

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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 28. Oktober 2017, 17:57

Lieber Stefan,
du hast natürlich recht, mir fallen selbst auf Anhieb ein paar Habitate im Wienerwald ein, die ganz klar nicht Auwald sind (auch in "Gipfelnähe, zB Agneswiese in Wien)! Das hab ich im Eifer übersehen. Im Auwald fehlt Cyclamen, aber Scilla fehlt durchaus nicht in Edellaubwäldern.
Lg Hermann

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Re: Cyclamen purpurascens

Beitragvon Hannah » Samstag 28. Oktober 2017, 18:48

Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung!
Ich bin nämlich nur mit dem alten iPad nach Italien gereist und das blöde Ding hat die pdf schwarz gemacht. - Das machts gerne mal, k.A. warum. Aber sobald ich wieder daheim bin, werde ich die Veröffentlichung lesen. Dieser Scilla gefällt mir sehr.
Und ich kenne einen Slowaken, der gerne in die Tatra radeln geht. Den werde ich mal anbetteln. Ich fürchte nur, dass es für dieses Jahr fast zu spät ist.
Mein Traum ist ja einen Sequenzer zu kaufen. So ne neue Generation, die kann man per USB anschließen und das ganze Genom auslesen. Ist sogar gar nicht mehr soooo teuer wie früher. Also das Gerät kostet nur € 1000. Das Problem ist das Zubehör für das etwas dreifache, jedesmal aufs Neue. Aber die Möglichkeiten wären immens.
Viele liebe Grüße von
Hannah


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