Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4134
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
Der Stängel scheint ja nicht zu kriechen, also ist es keine Catabrosa. Auch die Ährchen sehen dort anders aus, mit stumpfen, nicht spitzen, Deckspelzen. Ich würde es für Poa annua halten. Dafür sprechen jedenfalls die zusammengedrückten Laubblattscheiden. Welches Schlüsselmekrmal spricht aus deiner Sicht da dagegen? Haben die Spreiten eine Skispur oder nicht?
-
- Beiträge: 4095
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
eine aquatische form der poa annua? morphologisch hat mir poa annua (ohne diesbzgl. bestimmungsversuch) auch gut gefallen, bloß wie soll die an das aquatische leben so gut angepasst sein und auch so groß wachsen können? nährstoffe gäbs jedenfalls; auch veronica anagallis-aquatica gedeiht ja sehr prächtig, auch ohne kanalschwemmgut.
wurzelt terrestrische poa annua an den nodien, wenn sie mit geeignetem substrat in kontakt treten? diese wasserpflanze tuts jedenfalls.
hätte nun an die ausdauernde poa supina gedacht. die übersteht jedoch den ährchentest aus blumen in schwaben nicht (nach annahme ungleicher deckspelzen, die ich auf meinen bildern zu erkennen vermute). kommt klar poa annua raus.
poa compressa muss ich allein wegen der (jedenfalls weitestgehend) runden stiele ausscheiden. auch weist die pflanze kompakten und nicht stolonenbildenden habitus auf.
wurzelt terrestrische poa annua an den nodien, wenn sie mit geeignetem substrat in kontakt treten? diese wasserpflanze tuts jedenfalls.
hätte nun an die ausdauernde poa supina gedacht. die übersteht jedoch den ährchentest aus blumen in schwaben nicht (nach annahme ungleicher deckspelzen, die ich auf meinen bildern zu erkennen vermute). kommt klar poa annua raus.
poa compressa muss ich allein wegen der (jedenfalls weitestgehend) runden stiele ausscheiden. auch weist die pflanze kompakten und nicht stolonenbildenden habitus auf.
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4134
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
Zumindest auf den Fotos kann ich, wie schon geschrieben, keinen kriechenden Stängel erkennen. Aber vielleicht kann das Poa annua unter gewissen Umständen auch.
Heuer im Frühling wird es dort, nachdem es monatelang kaum geregnet hat, wohl nicht so nass gewesen sein. Gerade annuelle Arten keimen und wachsen an den unmöglichsten Orten, auch wenn sie es nicht immer zur Fruchtreife schaffen. Es ist aus meiner Sicht jedenfalls offensichtlich, dass es sich um ein abgesoffene Pflanzen handelt, weil submers wachsen Poaceen regulär ja nie.
Heuer im Frühling wird es dort, nachdem es monatelang kaum geregnet hat, wohl nicht so nass gewesen sein. Gerade annuelle Arten keimen und wachsen an den unmöglichsten Orten, auch wenn sie es nicht immer zur Fruchtreife schaffen. Es ist aus meiner Sicht jedenfalls offensichtlich, dass es sich um ein abgesoffene Pflanzen handelt, weil submers wachsen Poaceen regulär ja nie.
-
- Beiträge: 4095
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
renes und deinen befund des absaufens kann ich nicht nachvollziehen, da das wasser (wie erwähnt außer bei hw-schüben) jahrein - jahraus 100 % konstant fließt. aber ihr verunsichert mich natürlich, und das ist auch gscheit so. ich hab sicherheitshalber gestern noch die gemeinde mail-angefragt, ob sie die beschaffenheit der quelle kennen (müsste bei dieser hydrologie und dem entspringen oben auf einer donauschotterplatte im trockengebiet ja eigentlich eine tiefenquelle sein.
-
- Beiträge: 34
- Registriert: Sonntag 2. August 2020, 15:12
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
Hallo,
es ist definitiv Glyceria. Die Blätter haben eine typische Poa-Rille sind zugespitzt und die Blattscheiden sind gefaltet, Catabrosa macht das nicht so extrem. Catabrosa hat eine auffällige "skurrile" Wuchsform der Verzweigung, niemals derart lange Blätter und max. 3 Blüten. Hier sieht man doch bei einigen Ährchen, die typische langgezogene Glyceria-Form mit Minimum 5 Blüten. Da alles unter Wasser ist, natürlich untypisch. Die recht kurzen Ährchen hat normalerweise nur maxima. Allerdings spricht das konsequente fluten für fluitans. Sind die Blätter neben Poarille gerippt und das Blaathäutchen sehr lang? Im Wasser flutend und hellgrün sprechen ja eigentlich für fluitans, die Rispe passt gar nicht, was aber der Flutung geschuldet sein kann. Haben die jungen Blätter eine lange Ligula oder eher gestutzt?
Da Gräser nicht unter Wasser blühen, hat sich mindestens mal die Strömung erhöht und die Rispe runter gezogen. Ich setze also auf eine lange Ligula und fluitans mit einer skurrilen Rispe.
schöne Grüße
René
es ist definitiv Glyceria. Die Blätter haben eine typische Poa-Rille sind zugespitzt und die Blattscheiden sind gefaltet, Catabrosa macht das nicht so extrem. Catabrosa hat eine auffällige "skurrile" Wuchsform der Verzweigung, niemals derart lange Blätter und max. 3 Blüten. Hier sieht man doch bei einigen Ährchen, die typische langgezogene Glyceria-Form mit Minimum 5 Blüten. Da alles unter Wasser ist, natürlich untypisch. Die recht kurzen Ährchen hat normalerweise nur maxima. Allerdings spricht das konsequente fluten für fluitans. Sind die Blätter neben Poarille gerippt und das Blaathäutchen sehr lang? Im Wasser flutend und hellgrün sprechen ja eigentlich für fluitans, die Rispe passt gar nicht, was aber der Flutung geschuldet sein kann. Haben die jungen Blätter eine lange Ligula oder eher gestutzt?
Da Gräser nicht unter Wasser blühen, hat sich mindestens mal die Strömung erhöht und die Rispe runter gezogen. Ich setze also auf eine lange Ligula und fluitans mit einer skurrilen Rispe.
schöne Grüße
René
-
- Beiträge: 4095
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
danke für die fortgesetzten konstruktiven beiträge.
das gestutzte kurze ungefranste blatthäutchen ist auf einem der vegetativen fotos zu sehen.
bei glyceria kann ich nur sagen, dass ich in jahrzehnten des oberflächlichen betrachtens glyceria fluitans nur locker langährig und glauclaubig kenne und das für vorliegendes gewächs absolut ausschließen kann. nun, maxima ist eine mir wohlbekannte riesenpflanze mit ganz anderer wuchsdynamik. striata wäre hingegen wieder zu viel- und kurzährig - und alles andere als eine wasserpflanze (aber das gilt für die - morphologisch recht stimmigen - poa-arten auch).
ich hoffe, die diskussion hält noch an. und wenn am end die vulgärste pflanzenart (tatsächlich) rauskommt, ist noch immer interessant, was die hier absonderliches leistet.
zur standortsökologie:
selber bachabschnitt im april: download/file.php?id=15266
ach ja, hab zur hydrologie rückmeldungen erhalten: verschiedene naturquellen der nördlichen ortshälfte sind im zuge des kanalbaus um 1980 herum zusammengefasst worden. die bilden den steten grundfluss, der nur bei besonders hohen niederschlagsmengen auch mit kanalwasser gemischt wird. dann schwimmen hier bei einem dreiviertelmeter höheren wasserstand die seitlich überall angespülten/abgelagerten damenbinden rum. diese art der abwasserentsorgung soll 1978 von der BH BL genehmigt worden sein und noch immer gelten.
das gestutzte kurze ungefranste blatthäutchen ist auf einem der vegetativen fotos zu sehen.
bei glyceria kann ich nur sagen, dass ich in jahrzehnten des oberflächlichen betrachtens glyceria fluitans nur locker langährig und glauclaubig kenne und das für vorliegendes gewächs absolut ausschließen kann. nun, maxima ist eine mir wohlbekannte riesenpflanze mit ganz anderer wuchsdynamik. striata wäre hingegen wieder zu viel- und kurzährig - und alles andere als eine wasserpflanze (aber das gilt für die - morphologisch recht stimmigen - poa-arten auch).
ich hoffe, die diskussion hält noch an. und wenn am end die vulgärste pflanzenart (tatsächlich) rauskommt, ist noch immer interessant, was die hier absonderliches leistet.
zur standortsökologie:
selber bachabschnitt im april: download/file.php?id=15266
ach ja, hab zur hydrologie rückmeldungen erhalten: verschiedene naturquellen der nördlichen ortshälfte sind im zuge des kanalbaus um 1980 herum zusammengefasst worden. die bilden den steten grundfluss, der nur bei besonders hohen niederschlagsmengen auch mit kanalwasser gemischt wird. dann schwimmen hier bei einem dreiviertelmeter höheren wasserstand die seitlich überall angespülten/abgelagerten damenbinden rum. diese art der abwasserentsorgung soll 1978 von der BH BL genehmigt worden sein und noch immer gelten.
-
- Beiträge: 3439
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
Nun auch noch mein Senf dazu: Catabrosa scheidet nun auch für mich aus. Auch an Glyceria glaube ich nicht, da passen einfach die Blütenstände überhaupt nicht, die Deckspelzen sind nicht gerundet, die Ährchen zu wenigblütig etc.
Poa ist daher auch mein Tipp. Zunächst dachte ich, dass Poa annua an diesem Standort undenkbar ist - aber nachdem ich nun den alten Hegi konsultiert habe, wächst die Wahrscheinlichkeit für diese Art an, denn Hegi erwähnt eine var. aquatica Ascherson wie folgt: „Pflanze sehr zart und schlaff, an Catabrosa erinnernd. Stängel zuweilen stark verlängert, Rispe sehr locker. Selten an sumpfigen Stellen, zuweilen im Wasser schwimmend.“
Lg
Oliver
Poa ist daher auch mein Tipp. Zunächst dachte ich, dass Poa annua an diesem Standort undenkbar ist - aber nachdem ich nun den alten Hegi konsultiert habe, wächst die Wahrscheinlichkeit für diese Art an, denn Hegi erwähnt eine var. aquatica Ascherson wie folgt: „Pflanze sehr zart und schlaff, an Catabrosa erinnernd. Stängel zuweilen stark verlängert, Rispe sehr locker. Selten an sumpfigen Stellen, zuweilen im Wasser schwimmend.“
Lg
Oliver
-
- Beiträge: 4095
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
jö, das ist ja schön! und vielen dank, dass du dich auch nochmals einbringst.
gibts "den alten hegi" auch digital? oder kannst du evtl. ein lit.-zitat beistellen (oder mir eine internetquelle liefern, wo ich das selber recherchieren kann)? vermutlich werd ich so was brauchen.
gibts "den alten hegi" auch digital? oder kannst du evtl. ein lit.-zitat beistellen (oder mir eine internetquelle liefern, wo ich das selber recherchieren kann)? vermutlich werd ich so was brauchen.
-
- Beiträge: 3439
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
Ich habe dir zwei Fotos dieses Hegi-Bandes gesendet - es ist die 2. Auflage, Hrsg. von K. Süssenguth 1935
Lg
Oliver
Lg
Oliver
-
- Beiträge: 4095
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Kann das Catabrosa aquatica sein? NEIN! Oder doch?
vielen dank
hat gscheite leut gegeben schon vor langer zeit.
aber wohin ist dieses taxon verschwunden? ich denke, ein teil (fälschlich) zu catabrosa, wenn man dessen bild-suchergebnisse durchschaut, und ein teil ins nichtwissen. scheint ja nicht in der österr. florenliste aufzuscheinen, dagegen kugelts in internationalen taxalisten nur so rum.
vielleicht ists aber schon lang auch soo selten, aber grad diese erklärung kommt mir nicht so nachvollziehbar vor, weil man sich grad dann um die sippe gekümmert hätte.
herzliche grüße
k
hat gscheite leut gegeben schon vor langer zeit.
aber wohin ist dieses taxon verschwunden? ich denke, ein teil (fälschlich) zu catabrosa, wenn man dessen bild-suchergebnisse durchschaut, und ein teil ins nichtwissen. scheint ja nicht in der österr. florenliste aufzuscheinen, dagegen kugelts in internationalen taxalisten nur so rum.
vielleicht ists aber schon lang auch soo selten, aber grad diese erklärung kommt mir nicht so nachvollziehbar vor, weil man sich grad dann um die sippe gekümmert hätte.
herzliche grüße
k
Zurück zu „Spermatophyta (Samenpflanzen)“
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 218 Gäste