Weinviertler Feuchtwiesen
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Heute habe ich mir wieder die Viertlwiesen...
...und die Steigwiesen bei Pyhra angesehen:
Beide sind keine wirklichen Feuchtwiesen, sondern eher als wechselfeucht zu bezeichnen. Es treten neben typischen Feuchtwiesenarten auch Wechselfeuchtezeiger auf, aber auch Arten, die normalerweise trocken stehen. Die Bodenverhältnisse dürften entgegen den Angaben in der Bodenkarte eher kalkarm und etwas sauer sein, wie u.a. das häufige Auftreten von Anthoxanthum odoratum zeigt. An im Weinviertel selteneren Arten fanden sich Cardamine pratensis s.str. NT , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Carex panicea LC , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Carex tomentosa NT (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Luzula campestris s.str. LC , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Ein besonderer Fund ist Saxifraga bulbifera EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1): es gibt für diese Art aus dem zentralen Weinviertel nur vier Angaben, alle von vor 1990. Die nächsten rezenten Angaben befinden sich am Ostrand der Böhmischen Masse, an der March und am Nordostende der Alpen.
...und die Steigwiesen bei Pyhra angesehen:
Beide sind keine wirklichen Feuchtwiesen, sondern eher als wechselfeucht zu bezeichnen. Es treten neben typischen Feuchtwiesenarten auch Wechselfeuchtezeiger auf, aber auch Arten, die normalerweise trocken stehen. Die Bodenverhältnisse dürften entgegen den Angaben in der Bodenkarte eher kalkarm und etwas sauer sein, wie u.a. das häufige Auftreten von Anthoxanthum odoratum zeigt. An im Weinviertel selteneren Arten fanden sich Cardamine pratensis s.str. NT , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Carex panicea LC , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Carex tomentosa NT (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Luzula campestris s.str. LC , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1):
Ein besonderer Fund ist Saxifraga bulbifera EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7464-1): es gibt für diese Art aus dem zentralen Weinviertel nur vier Angaben, alle von vor 1990. Die nächsten rezenten Angaben befinden sich am Ostrand der Böhmischen Masse, an der March und am Nordostende der Alpen.
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Gestern war eine Wiese im Rohrwald nächst dem Goldenen Bründl an der Reihe. Die Wiese liegt abschüssig auf einem Hang, kann aber trotzdem als Feuchtwiese bezeichnet werden. Vermutlich rinnt Niederschlagswasser von weiter oben auf die Wiese bzw. tritt dort aus. Manche Stellen sind trockener, manche nässer. In der Bodenkarte ist der Boden als "stark kalkhältig" eingezeichnet. Das stimmt aber wohl nicht an allen Stellen, wie die Vegetation zeigt (s.u.). Hier zuerst einmal ein paar Habitatfotos:
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Fangen wir mit den Nicht-Gräsern an. In einem feuchten Bereich Cardamine pratensis s.str. NT , im PA VU (neu für 7563-4):
An einer trockeneren Stelle Cerastium brachypetalum s.str. LC (neu für 7563-4):
Euphorbia angulata NT :
Große Flecken von Galium boreale s.str. NT , im PA VU :
Potentilla alba VU , im Weinviertel meist in trocken-warmen Wäldern zu finden, nicht auf Wiesen (neu für 7563-4):
Wenige Pflanzen von Valeriana dioica NT , im PA EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für 7563-4). Weibchen (separat später dazu mehr):
Zwitter:
An einer trockeneren Stelle Cerastium brachypetalum s.str. LC (neu für 7563-4):
Euphorbia angulata NT :
Große Flecken von Galium boreale s.str. NT , im PA VU :
Potentilla alba VU , im Weinviertel meist in trocken-warmen Wäldern zu finden, nicht auf Wiesen (neu für 7563-4):
Wenige Pflanzen von Valeriana dioica NT , im PA EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für 7563-4). Weibchen (separat später dazu mehr):
Zwitter:
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Nun noch die Gräser (süß und sauer), Anthoxanthum odoratum s.str. LC , im PA NT :
Carex otrubae NT :
Carex panicea LC , im PA VU :
Luzula campestris s.str. LC , im PA VU :
Carex otrubae NT :
Carex panicea LC , im PA VU :
Luzula campestris s.str. LC , im PA VU :
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Heute war eine Feuchtwiese, besser gesagt ein Feuchtwiesenrest, am Rande des Karnabrunner Walds dran:
An Arten gab es u.a. zu sehen (zuerst wieder die Nicht-Gräser), Caltha palustris LC , im PA VU :
Lychnis flos-cuculi LC , im PA VU :
Rumex acetosa LC , im PA VU :
Valeriana dioica NT , im PA EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7564-3), war mit mehreren Dutzend Individuen vertreten. Also die größe Weinviertel-Population, die ich bisher sah. Alle Pflanzen die ich geprüft habe waren entweder Weibchen oder Zwitter, wobei deutlich mehr Zwitter vorhanden waren. Reine Männchen, die keine Nachkommen produzieren können, fand ich keine, was für meine frühere Theorie sprechen würde. Hier Weibchen:
Und hier Zwitter:
An Arten gab es u.a. zu sehen (zuerst wieder die Nicht-Gräser), Caltha palustris LC , im PA VU :
Lychnis flos-cuculi LC , im PA VU :
Rumex acetosa LC , im PA VU :
Valeriana dioica NT , im PA EN (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7564-3), war mit mehreren Dutzend Individuen vertreten. Also die größe Weinviertel-Population, die ich bisher sah. Alle Pflanzen die ich geprüft habe waren entweder Weibchen oder Zwitter, wobei deutlich mehr Zwitter vorhanden waren. Reine Männchen, die keine Nachkommen produzieren können, fand ich keine, was für meine frühere Theorie sprechen würde. Hier Weibchen:
Und hier Zwitter:
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Nun noch die Gräser. Carex panicea LC , im PA VU (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7564-3):
Carex paniculata LC , im PA VU (neu für Qu. 7564-3):
Carex tomentosa NT :
Holcus lanatus LC , im PA NT (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7564-3):
Carex paniculata LC , im PA VU (neu für Qu. 7564-3):
Carex tomentosa NT :
Holcus lanatus LC , im PA NT (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7564-3):
-
kurt nadler
- Beiträge: 4199
- Registriert: Samstag 10. November 2018, 13:26
- Wohnort: prellenkirchen,breitenbrunn,wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
nun nochmals extra ein lob für die anführung des rotlistenstatus bei jedem posting! gestern hatten jonas, gudula und ich auch einen pannon-feuchtwiesenschwerpunkt im großraum bruck an der leitha, und es ist für aus dem westen kommende, wie wir beiden mannsbilder, immer wieder spannend, die kommunsten mitteleuropa-wiesenpflanzen hier im pannon als gefährdet vorzufinden, allen voran ranunculus acris und rumex acetosa.
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Heute konnte ich die letztes Jahr hier im verblühten Zustand diskutierte Dactylorhiza incarnata s.str. VU in Vollblüte dokumentieren:
An weitere Arten gab es u.a. Lychnis flos-cuculi LC , im PA VU :
Galium wirtgenii VU :
Alopecurus pratensis LC , im PA NT :
An weitere Arten gab es u.a. Lychnis flos-cuculi LC , im PA VU :
Galium wirtgenii VU :
Alopecurus pratensis LC , im PA NT :
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Vorletztes Wochenende habe ich mir schöne Feuchtwiesen am Göllersbach nördlich von Hollabrunn angesehen. Früher gab es entlang des Göllersbachs und aller Weinviertler Bäche ausgedehntes begleitendes Grünland das als Weide und Wiese für die Nutztiere des Menschen genutzt wurde. Neben dieser Aufgabe hatten die Gebiete zudem eine Retentionsfunktion: Hochwässer konnten sich in die Breite ausdehnen, wurden gebremst und flossen dann langsam und wohldosiert ab. Nebenbei bemerkt gab es an Weinviertler Bächen alle paar Kilometer eine Mühle, was man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann und nur beim Studium von Landkarten richtig auffällt. Als dann im 19. und v.a. 20. Jahrhundert Maschinen die Zugtiere ablösten und überflüssig machten und sich zudem die Landwirte in der Region auf Ackerbau spezialisierten, wurden die Weiden und Wiesen großflächig drainagiert und dann in Ackerland umgewandelt um den Ertrag zu erhöhen. Bereits Jurasky (1980) beklagt den Verlust ehemals vorhandener, floristisch wertvoller Wiesen, z.B. bei Sonnberg. Die Bäche wurden begradigt und bis zu sechs Meter eingetieft. Der Grundwasserspiegel sank entsprechend mit. Es schien als wäre Wasser der größte Feind des Menschen und müsste möglichst schnell entfernt werden. Das funktioniert auch sehr gut, wie man in den letzten Tagen gesehen hat. Dummerweise landen die Wassermassen dort, wo sie nicht hinsollen, nämlich in den Ortschaften im Vorfluterbereich. Zusammen mit der Klimakrise und Bodenversiegelung führt dies zu verheerenden Schäden. Ob die Menschheit aus Erfahrung klüger wird, bleibt abzuwarten.
Nun zu den Wiesen: einige werden regelmäßig gemäht und das Mähgut offensichtlich abtransportiert. Hier ein paar Impressionen:
Andere werden nicht oder nicht regelmäßig gemäht oder gemulcht und das Mähgut verbleibt auf der Fläche. Diese Bereiche weisen im Moment durchaus interessante Arten auf. Aber wie bei allen Kulturflächen, die nicht mehr der traditionellen Nutzung bzw. periodischen Störung aufgesetzt sind, handelt es sich um eine artenreiche Zwischenphase, bevor es durch Verbrachung oder Verbuschung zu einem drastischen Rückgang der Artenvielfalt kommt.
Nun zu den Wiesen: einige werden regelmäßig gemäht und das Mähgut offensichtlich abtransportiert. Hier ein paar Impressionen:
Andere werden nicht oder nicht regelmäßig gemäht oder gemulcht und das Mähgut verbleibt auf der Fläche. Diese Bereiche weisen im Moment durchaus interessante Arten auf. Aber wie bei allen Kulturflächen, die nicht mehr der traditionellen Nutzung bzw. periodischen Störung aufgesetzt sind, handelt es sich um eine artenreiche Zwischenphase, bevor es durch Verbrachung oder Verbuschung zu einem drastischen Rückgang der Artenvielfalt kommt.
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 4339
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Weinviertler Feuchtwiesen
Nun zu den Arten. Man kann die Wiesen sicherlich nicht mit Feuchtwiesen in der Feuchten Ebene oder an der March vergleichen. Aber für zentralweinviertler Verhältnisse sind sie bemerkenswert. Nach meinem aktuellen Kenntnisstand handelt es sich überhaupt um den letzten Feuchtwiesenrest der entlang des Göllersbachs z.Z. noch existiert. Allium angulosum VU :
Angelica sylvestris LC :
Cirsium canum VU :
Selinum carvifolia VU , im PA EN :
Serratula tinctoria subsp. tinctoria NT , im PA VU :
Im Bach nebenan Butomus umbellatus VU :
Angelica sylvestris LC :
Cirsium canum VU :
Selinum carvifolia VU , im PA EN :
Serratula tinctoria subsp. tinctoria NT , im PA VU :
Im Bach nebenan Butomus umbellatus VU :
Zurück zu „Konkrete botanische Themen“
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste