Die Wälder der Hollabrunn-Mistelbach-Formation

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Stefan Lefnaer
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Re: Die Wälder der Hollabrunn-Mistelbach-Formation

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 31. August 2025, 22:11

Sieht man sich die ZWÖ22 an, so stellt sich die Frage, weshalb Betula pubescens im Alpenraum laut Arbeitskarte anscheinend recht häufig und laut RLÖ22 "ungefährdet" ist, aber im Pannonikum sehr selten und "vom Aussterben bedroht". An der Temperatur ("Ti") kann es wohl nicht liegen, auch nicht an der Kontinentalität ("Ki"). Anscheinend gibt es im Pannonikum nicht genug bodensaure ("R3"), nährstoffarme ("N3"), feuchte bis nasse ("F8") und ausreichend besonnte ("L8") Wuchsorte. Oder es gibt sonstige einschränkende Faktoren, die in den Zeigerwerten nicht erfasst sind.

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Hermann Falkner
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Re: Die Wälder der Hollabrunn-Mistelbach-Formation

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 1. September 2025, 16:59

Keine Ahnung, aber besonnt + zugleich feucht ist natürlich im Pannonikum keine häufige Kombination, ich hätt auf Anhieb gesagt, ausser Moosbrunn gibts da keine geeigneten Standorte, und die vorläufige Niklfeld-Karte würde das untermauern - wenn's nicht deinen Neufund gäbe!

Aber andrerseits sind die Feldbotaniker über Jahrzehnte vielleicht auch einfach ein "Opfer der Erwartungshaltung" geworden.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen und ich bin im Feld so schwach, dass ich mich nicht Feldbotaniker nennen sollte:
Auch im Mühl- und Waldviertel ist Betula pubescens offenbar viel häufiger als von mir gedacht (lt Niklfeld-Karte). Wenn man nicht genau schaut, kann man die Moor-Birke sehr leicht übersehen, obwohl ein geschulteres Auge als ich schon an Habitus + Rinde "Verdacht" schöpfen könnte - aber ich war grad gestern im Tanner Moor, hab mir gezielt auch die Moor-Birke angeschaut - und festgestellt, dass ich sie von weitem unmöglich von Betula pendula unterscheiden kann.
Selbst aus der Nähe ist der Flaum jetzt im Spätsommer nicht mehr gut zu sehen, bei frischen Trieben nach Stockausschlag wohl noch etwas besser.
Ich seh sie halt auch nicht oft, kommt dazu.

Vielleicht hab ich sie im Mühlviertel also auch schon viel öfter gesehen als gedacht, aber einfach für B. pendula gehalten.

Sprich ich muss meine Erwartungshaltung ändern - grad wenn's Feuchtezeiger gibt (selbst wenn aktuell eher trockener Boden ;-) lohnt vielleicht, Birken auf B. pubescens hin zu checken.

Was deinen (tollen!) Fund betrifft - ja klar, sowohl Ansalbung als auch Anpflanzung sind höchst unwahrscheinlich und es lohnt vielleicht, in der HMF und anderswo Moor-Birken zu suchen - ist halt wie die Stecknadel im Heuhaufen!

kurt nadler
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Re: Die Wälder der Hollabrunn-Mistelbach-Formation

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 3. September 2025, 23:30

Wir finden Moorbirken immer wieder in Flussau-/Feuchtgebieten des Pannonikums, des weiteren oftmals in Städten, dort gepflanzt. Verbreitet ist sie im Leithagebirge, wo es ja auch Bruchwälder gibt. Die Diagnose erfolgt im Regelfall über Rindenform und Kronenform. Dabei ist aber davon auszugehen, dass oftmals Hybriden mit pendula vorliegen können.
Im iNat. poste ich sie als B. pubescens oder als Betula, wenn der Hybridcharakter erhöht wahrscheinlich ist.
(Hybriden kommen im Böhmischen Massiv auch immer wieder auf trockenen Standorten vor.)


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