Misteln auf Schwarzpappeln?
- Michael Hohla
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Misteln auf Schwarzpappeln?
Liebe Forst- und Mistel-, Lobau- und PappelbotanikerInnen!
Ich schreibe gerade an einem populärwissenschaftlichen Beitrag über die Misteln (für die Schriftenreihe Bundschuh).
Beim Studium von Quellen fiel mir folgendes auf:
In Kerners Pflanzenleben (1888, Band I: 190ff) wird beschrieben, dass die Laubbaum-Mistel vor allem auf Schwarz-Pappeln wächst.
Das ist schon sonderbar, denn bei uns (in OÖ und Süd-Bayern) tut sie das nicht. Ganz im Gegenteil. Bei den Schwarz-Pappeln am Inn, und das sind noch erfreulich viele Bäume, gibt es keinen einzigen Baum mit Misteln. Es ist vielmehr sogar ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den Hybrid-Pappeln, die bei uns sehr viele Misteln tragen.
Gibt es in den Donauauen um Wien tatsächlich viele Schwarzpappeln mit Misteln? Oder waren es damals schon Hybrid-Pappeln, die Kerner misteltragend sah und nicht von Schwarz-Pappeln unterschied? Ab wann wurden um Wien Hybrid-Pappeln gepflanzt?
Noch eine Frage: Warum wächst die Laubbaum-Mistel nicht auf Buchen (und scheinbar auch nicht auf Eichen)? Gibt es dazu Literatur bzw. Studien?
Danke für eure Hilfe. Bin sehr gespannt.
Herzliche Grüße aus dem Innviertel
Michael
Ich schreibe gerade an einem populärwissenschaftlichen Beitrag über die Misteln (für die Schriftenreihe Bundschuh).
Beim Studium von Quellen fiel mir folgendes auf:
In Kerners Pflanzenleben (1888, Band I: 190ff) wird beschrieben, dass die Laubbaum-Mistel vor allem auf Schwarz-Pappeln wächst.
Das ist schon sonderbar, denn bei uns (in OÖ und Süd-Bayern) tut sie das nicht. Ganz im Gegenteil. Bei den Schwarz-Pappeln am Inn, und das sind noch erfreulich viele Bäume, gibt es keinen einzigen Baum mit Misteln. Es ist vielmehr sogar ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den Hybrid-Pappeln, die bei uns sehr viele Misteln tragen.
Gibt es in den Donauauen um Wien tatsächlich viele Schwarzpappeln mit Misteln? Oder waren es damals schon Hybrid-Pappeln, die Kerner misteltragend sah und nicht von Schwarz-Pappeln unterschied? Ab wann wurden um Wien Hybrid-Pappeln gepflanzt?
Noch eine Frage: Warum wächst die Laubbaum-Mistel nicht auf Buchen (und scheinbar auch nicht auf Eichen)? Gibt es dazu Literatur bzw. Studien?
Danke für eure Hilfe. Bin sehr gespannt.
Herzliche Grüße aus dem Innviertel
Michael
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kurt nadler
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Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Hierzu: Noch nie auf Populus nigra gesehen.
Wirte kannst über eine Artabfrage der Laubholzmistel etwa im iNat. etwas zeitaufwändig durchrecherchieren - wenn auch die Wirte oft nicht gut kenntlich sein werden.
Noch nie auf Buchen und Eichen gesehen. Eschen weiß ich nicht.
Wirte kannst über eine Artabfrage der Laubholzmistel etwa im iNat. etwas zeitaufwändig durchrecherchieren - wenn auch die Wirte oft nicht gut kenntlich sein werden.
Noch nie auf Buchen und Eichen gesehen. Eschen weiß ich nicht.
Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Ebenfalls noch nie auf Rotbuchen und (Stiel-)Eichen gesehen.
Raum Hausruck OÖ bis Salzkammergut rein.
Luc
Raum Hausruck OÖ bis Salzkammergut rein.
Luc
- Michael Hohla
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Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Danke euch! Michael
Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Hallo Michael,
Godet, Bäume und Sträucher (1987) schreibt bei Populus x canadensis unter Standort: „Um 1750 in Frankreich spontan entstanden; überall in Europa in verschiedenen Sorten an Straßen und Parkanlagen angepflanzt“
Adler & Mrkvicka erwähnen in Die Flora Wiens gestern und heute (2003) für die Untere Lobau (S. 71) „Aufforstungsversuche mit … Föhren und Hybridpappeln (Populus x canadensis) ab etwa 1900 …“. Auf S. 394 ist ein Hinweis auf Neilreich der unter P. monilifera auf die Hybridpappeln eingeht. Unter Neilreich, Die Flora von Nieder-Oesterreich, 1. Theil (1859) habe ich folgende Zeilen gefunden(S.269): „… P. monilifera …, wird in Saut. Vers. p. 20 und in Doll. En. p. 119 als um Wien verwildert angeführt, allein sie kömmt nur in Anlagen und Gärten und auch in diesen selten vor, z.B. im Volksgarten, im Prater bei den Kaffehäusern, in Schönbrunn, in der Pentzinger Schwimmschule (Boos).“
LG
Maria
Godet, Bäume und Sträucher (1987) schreibt bei Populus x canadensis unter Standort: „Um 1750 in Frankreich spontan entstanden; überall in Europa in verschiedenen Sorten an Straßen und Parkanlagen angepflanzt“
Adler & Mrkvicka erwähnen in Die Flora Wiens gestern und heute (2003) für die Untere Lobau (S. 71) „Aufforstungsversuche mit … Föhren und Hybridpappeln (Populus x canadensis) ab etwa 1900 …“. Auf S. 394 ist ein Hinweis auf Neilreich der unter P. monilifera auf die Hybridpappeln eingeht. Unter Neilreich, Die Flora von Nieder-Oesterreich, 1. Theil (1859) habe ich folgende Zeilen gefunden(S.269): „… P. monilifera …, wird in Saut. Vers. p. 20 und in Doll. En. p. 119 als um Wien verwildert angeführt, allein sie kömmt nur in Anlagen und Gärten und auch in diesen selten vor, z.B. im Volksgarten, im Prater bei den Kaffehäusern, in Schönbrunn, in der Pentzinger Schwimmschule (Boos).“
LG
Maria
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Oliver Stöhr
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Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Der literarische Osttiroler Beitrag zu diesem Thema:
https://www.zobodat.at/pdf/Osttiroler-H ... a_0001.pdf
Lg
Oliver
https://www.zobodat.at/pdf/Osttiroler-H ... a_0001.pdf
Lg
Oliver
- Michael Hohla
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Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Danke lieber Maria und Oliver,
hab inzwischen erfahren, dass in den Wiener Donauauen Misteln selten auch auf Populus nigra wachsen.
Kerners Angaben von häufigen Misteln auf Schwarzpappeln (in "Pflanzenleben") könnten sich bereits auf Hybridpappeln beziehen, die von ihm vielleicht nicht als solche erkannt bzw. unterschieden wurden ...
Liebe Grüße, Michael
hab inzwischen erfahren, dass in den Wiener Donauauen Misteln selten auch auf Populus nigra wachsen.
Kerners Angaben von häufigen Misteln auf Schwarzpappeln (in "Pflanzenleben") könnten sich bereits auf Hybridpappeln beziehen, die von ihm vielleicht nicht als solche erkannt bzw. unterschieden wurden ...
Liebe Grüße, Michael
- Michael Hohla
- Beiträge: 189
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Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
... Hybridpappeln dürften bereits ab ca. 1860 in den Donauauen gepflanzt worden sein ...
Michael
Michael
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scheuchzeria
- Beiträge: 37
- Registriert: Sonntag 2. August 2020, 15:12
Re: Misteln auf Schwarzpappeln?
Hallo,
für mich auch ein guter "Marker", noch nie Misteln an Schwarzpappeln gesehen. Hybrid-Pappeln teilweise randvoll, aber in grösseren Räumen auchg nicht. Scheint dann eine Frage des Hybriden zu sein. Fände ich interessant, wenn es in den Donauauen tatsächlich reine Schwarzpappeln mit Misteln gäbe. Wäre eine genetische Überprüfung wert.
schöne Grüße
René
für mich auch ein guter "Marker", noch nie Misteln an Schwarzpappeln gesehen. Hybrid-Pappeln teilweise randvoll, aber in grösseren Räumen auchg nicht. Scheint dann eine Frage des Hybriden zu sein. Fände ich interessant, wenn es in den Donauauen tatsächlich reine Schwarzpappeln mit Misteln gäbe. Wäre eine genetische Überprüfung wert.
schöne Grüße
René
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